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Wohin geht die Reise in der Uhrenindustrie?

Mehr Service. IWC verlängert die Garantie seiner Uhren von zwei auf acht Jahre.
Mehr Service. IWC verlängert die Garantie seiner Uhren von zwei auf acht Jahre.(c) Beigestellt
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Die Zeiger stehen auf Nachhaltigkeit, Individualisierung und bessere Serviceleistung.

Gerüchte gab es schon seit Monaten, jetzt aber ist es offiziell: Rolex-Liebhaber werden heuer für ihr Objekt der Begierde tiefer in die Tasche greifen müssen. Seit Anfang Jänner kosten die Modelle des Branchenleaders im Schnitt um sechs Prozent mehr. Weitere Marken werden folgen. Vielleicht auch wegen einer Maßnahme, die in der Branche für Kopfschütteln sorgt: Kurz vor Weihnachten hat die Schweizer Wettbewerbskommission Weko verfügt, dass die Swatch Group mit ihrem Kaliber-Zulieferer ETA vorläufig keine Uhrwerke an Dritte mehr liefern darf – zumindest bis die Behörde ihre Marktabklärungen zu Ende bringt. Engpässe sind vorprogrammiert, immer mehr Marken müssen auf den Werkeproduzenten Sellita ausweichen, der mit der Fertigung kaum nachkommt. Alternativen bieten zwar Firmen wie Ronda, Soprod, STP oder Vaucher, jedoch sind ihre Kaliber oft teuer oder erfüllen nicht alle Kriterien. Uhrenlieb­haber haben aber auch Grund zur Freude.

Neue Preise. Rolex verlangt für seine „Daytona“ aus Edelstahl statt 11.350 seit diesem Jahr 12.400 Euro – sofern man das begehrte Stück überhaupt ergattert.
Neue Preise. Rolex verlangt für seine „Daytona“ aus Edelstahl statt 11.350 seit diesem Jahr 12.400 Euro – sofern man das begehrte Stück überhaupt ergattert.(c) Beigestellt

Die Branche hat erkannt, dass sie mehr bieten und auf Kundenwünsche hören muss. Omega und TAG Heuer lassen Fans teils beim Design von Neuauflagen über Social-Media-Channel mitentscheiden. Panerai und IWC verlängern ihre Garantien von zwei auf acht Jahre. Andere werden mit kostenlosen Extras nachziehen, Individualisierungen werden häufiger durch Online-Konfiguratoren angeboten, mehr E-Shops werden für mehr Transparenz bei Preisen und Verfügbarkeit sorgen, auch das gute Gewissen wird häufiger befriedigt. 2020 lautet das große Motto der Stunde: Uhren mit Nachhaltigkeit. Denn Kunden verlangen nicht nur hochwertige Uhren, sondern auch Watch-Life-Balance mit Fairness bei der Produktion und den Materialien. Zudem sind Suchanfragen zu ethischen Produkten rasant gestiegen.

Uhrentrend Nachhaltigkeit. Die Taucheruhr „Clean Ocean Limited Edition“ von Oris besitzt einen Gehäuseboden aus recyceltem Plastikabfall.
Uhrentrend Nachhaltigkeit. Die Taucheruhr „Clean Ocean Limited Edition“ von Oris besitzt einen Gehäuseboden aus recyceltem Plastikabfall.(c) Beigestellt

Immer mehr Hersteller, darunter Oris, Breguet und Breitling, ­zeigen daher Verantwortung, indem sie aus recycelten Materialien oder vom Verkaufserlös Naturschutzprojekte fördern. Nur bei einem müssen sich Uhrenfans dieses Jahr gedulden: Das Neuheiten-Feuerwerk wird später als üblich gezündet. Erstmals findet der Genfer Uhrensalon nicht im Januar, sondern erst ab 26. April unter dem neuen Namen Watches & Wonders statt. Nahtlos wird die Uhrenmesse Baselworld bis in den Mai folgen. Erst dann wird sich zeigen, wie die Uhrmacher die Zeichen der Zeit interpretieren.

("Die Presse - Schaufenster", Print-Ausgabe, 17.01.2020)

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