Ausstellung

Klärende Wirkung

Gold oder Ekel? Der Klärschlamm verunsichert – hier in einer Collage.
Gold oder Ekel? Der Klärschlamm verunsichert – hier in einer Collage.(c) Andrea Roskosch / UBA, digitale Collage: Eva Seiler
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Einem auf den ersten Blick nicht besonders gefälligen, doch aus ökologischer Perspektive ungemein spannenden Thema widmet die Kunsthalle Exnergasse eine Ausstellung mit dem selbsterklärenden Titel „Klärschlamm".

Der Mensch als Einflussfaktor auf den Entwicklungsprozess des von ihm bewohnten Planeten und ein Zeitabschnitt in der Erdgeschichte, in dem dieser Einfluss schlagend wird: Dafür soll der in den frühen Nullerjahren geprägte Begriff des „Anthropozäns" stehen. Charakteristisch für diese Periode ist zugleich, dass viele zuvor gültige Unterscheidungsmechanismen in der Kultur- und Wissensproduktion an ihre Grenzen – und zugleich ihren Siedepunkt – gelangt sind. So ist letztlich auch der Klimawandel ein hybrides Problem, das in den oft als Gegensätze dargestellten Bereichen von Kultur und Natur gleichermaßen manifest wird. Als Menschen erkennen wir unsere Welt zunehmend als ein Geflecht von „dreckigen Verstrickungen" („messy entanglements", wie es die federführende Philosophin Donna Haraway im Original bezeichnet) zwischen ehemals als Gegensätze gedachten Kategorien.

Das hat Auswirkungen in verschiedenen Domänen und fördert oft Überraschungen zutage. Wo etwa einst der Schlamm als Metapher für etwas Ekelerregendes und erkenntnistheoretisch zu Vermeidendes stand, gilt er neuerdings als Faszinosum und neuer Fokuspunkt in gegenwärtigen künstlerisch-philosophischen Auseinandersetzungen. Aufmerksame Beobachter haben er­kannt, dass eine lebendige Erde viel schmutziger und vermischter zu sein hat, als es das physikalistisch geprägte Klarheitsideal der modernen Wissenschaft verlangen zu müssen glaubte.

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