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Noch gewinnt Netflix neue Kunden

Jahrelang war Netflix der unangefochtene Platzhirsch unter den Streaming-Anbietern.
Jahrelang war Netflix der unangefochtene Platzhirsch unter den Streaming-Anbietern. REUTERS
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Der Wettbewerbsdruck ist hart. Die Zahl der Kunden steigt, die der Abmeldungen auch.

New York/Bangalore. Jahrelang war Netflix der unangefochtene Platzhirsch unter den Streaming-Anbietern. Doch die Zahl der Konkurrenten wächst, vor allem in den USA. Zu Amazon oder Hulu sind etwa die Angebote von Disney, Apple oder Comcast dazugekommen. Ab 24. März wird Disney+ auch in westeuropäischen Ländern wie Österreich um 6,99 Euro pro Monat erhältlich sein.

Netflix verschuldete sich hoch, um mit einem besseren und vor allem breiteren Angebot Schritt zu halten. Preislich schafft der Streaming-Gigant das vielfach nicht mehr, die Konkurrenzangebote sind häufig billiger.

Vorerst scheint die Strategie von Netflix aber aufzugehen. Im Schlussquartal hat das Unternehmen überraschend viele neue Kunden angelockt. Die Anzahl der Bezahl-Abos stieg in den drei Monaten bis Ende Dezember weltweit um 8,8 Millionen. Damit übertraf Netflix die eigene Prognose und auch die Markterwartungen. In Summe bringt es das Unternehmen auf gut 167 Millionen zahlende Nutzer. Doch Finanzchef Spencer Neumann räumte bei einer Konferenzschaltung nach der Bilanzvorlage ein, dass es angesichts des verschärften Konkurrenzkampfes und der vergleichsweise hohen Preise von Netflix bereits eine etwas erhöhte Abwanderungsrate von Kunden gegeben habe. In den USA, wo der Konkurrenzdruck am härtesten ist, kamen im vierten Quartal netto nur 423.000 Kunden dazu.

Die Aktionäre wussten nicht so recht, ob sie all das unter dem Strich positiv oder negativ sehen sollten. Die Aktie gab am Dienstagabend nach der Zahlenvorlage nach, am Mittwoch lag sie jedoch vorbörslich im Plus. Gegenüber dem Allzeithoch Mitte 2018 notiert das Papier des jahrelangen Börsenüberfliegers aber noch immer fast 20 Prozent im Minus. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 60 auf Basis der erwarteten Gewinne für 2020 ist das Papier auch sehr teuer. Da ist bereits ein sehr hohes Wachstum in der Zukunft eingepreist. Zum Vergleich: Konkurrent Disney hat einen Wert von 27, Apple, welches aber vor allem ein Hardwarehersteller ist, ein KGV von 24.

Gewinn und Umsatz wachsen

Die Zahlenvorlage fiel indes gut aus. Im vierten Quartal erzielte Netflix einen Gewinn von 587 Millionen Dollar (528 Mio. Euro), das ist fast vier Mal so viel wie vor einem Jahr. Der Umsatz stieg um 31 Prozent auf 5,5 Mrd. Dollar.

Im laufenden Quartal erwartet Netflix ein Plus von sieben Millionen Kunden; im Vergleichsquartal des Vorjahres waren noch 8,9 Millionen hinzugekommen.

Allerdings ist der Cashflow negativ: Im Vorjahr hat Netflix 3,3 Milliarden Dollar an Cash verbrannt, heuer dürften es weitere 2,5 Milliarden Dollar sein. Immerhin scheinen die teuer finanzierten Inhalte bei den Kunden anzukommen. Die Serie „The Witcher“ war laut Angaben von Netflix die erfolgreichste Jahresstart-Serie überhaupt, 76 Millionen Haushalte haben sie in den ersten vier Wochen gesehen. Netflix hat auch zahlreiche Oscar-Nominierungen erhalten, unter anderem für das Mafia-Drama „The Irishman“ von Martin Scorsese. (b. l./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2020)

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