Theater an der Wien

Ein barocker Sturm und heitere Tänze

Lang vergessen, nun wieder spannend aufgeführt: Rameaus „Les Boréades“.

Der Sturm spielt hier die Hauptrolle. In Jean-Philippe Rameaus „Les Boréades“ dreht sich nicht nur alles um den Gott der eisigen Nordwinde, der auf der Tradition beharrt, dass Alphise, die Königin von Baktrien, einen seiner Söhne heiratet. Es ist der im Orchester losbrechende Orkan am Ende des dritten Aktes, der bei der konzertanten Aufführung in Wien besonders Eindruck machte. Windmaschine und rasend schnelle Tonrepetitionen ließen sein unerbittliches Brausen hören.

„Les Boréades“, von Rameau 1763 kurz vor seinem Tod komponiert, wurde zu seinen Lebzeiten nicht aufgeführt. War es eine Intrige von Madame Pompadour? Hatten die königlichen Zensoren ein Problem mit dem Inhalt? Fakt ist, dass die Tragédie lyrique in den Archiven verschwand und erst 1975 erstmals konzertant aufgeführt wurde – von John Eliot Gardiner, der auch die szenische Uraufführung 1982 in Aix-en-Provence leitete. Danach hörte man das Werk in Salzburg unter Simon Rattle, in Paris, Zürich und Dijon. Nun tourt Václav Luks mit seinem Prager Barockorchester Collegium 1704 und dem Vokalensemble Collegium Vocale 1704 mit einer konzertanten Version, die heute Abend justament in Versailles haltmacht, wo sie zu Rameaus Lebzeiten verschmäht wurde.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.