Renten

Was jetzt für China-Bonds spricht

In Europa ortet Anleihenexperte Iain Stealey vor allem in Peripherieländern Renditechancen.
In Europa ortet Anleihenexperte Iain Stealey vor allem in Peripherieländern Renditechancen.(c) Caio Kauffmann
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Mit dem US-Handelsabkommen wird der Kauf von Renminbi-Anleihen interessant, sagt Fondsmanager Iain Stealey. Und es gebe noch mehr Gründe für ein solches Investment.

Wien. Es war eine erste Annäherung – auch wenn Marktbeobachter meinen, dass mit der Unterzeichnung des Phase-1-Abkommens noch keine allzu großen Meilensteine im US-Handelsstreit mit China gesetzt wurden. Aber immerhin wurden keine neuen Zölle verhängt. Und das sei im anhaltenden Disput durchaus ein positiver Aspekt, sagt Iain Stealey im Gespräch mit der „Presse“.

Stealey ist International Chief Investment Officer der Global Fixed Income Gruppe bei JP Morgan Asset Management und zugleich Fondsmanager mehrerer Rentenportfolios des US-Vermögensverwalters. Er hat sich die Auswirkungen des transpazifischen Abkommens auf die Finanzmärkte näher angesehen und wertet es als wichtige Stütze für den chinesischen Bondmarkt. In diesen ist er etwa mit dem JPM Aggregate Bond Fund investiert.

Seinen positiven Ausblick begründet er mit den Details des Abkommens. Unter anderem hat die US-Regierung den Vorwurf der Währungsmanipulation gegen das Reich der Mitte zurückgenommen. China habe sich verpflichtet, den Renminbi nicht mehr deshalb abzuwerten, um sich im internationalen Wettbewerb unfaire Vorteile zu verschaffen, verkündete das US-Finanzministerium nach der Unterzeichnung. Dieser Umstand bietet ausländischen Anlegern eine gewisse Sicherheit bei einem Investment in chinesische Anleihen.

Rund drei Prozent Rendite

Allerdings hat Stealey schon zuvor ein Auge auf solche Papiere geworfen, die derzeit im Schnitt eine Rendite von rund drei Prozent bei Lokalwährungsanleihen abwerfen. Sie bilden inzwischen den weltweit drittgrößten Bondmarkt mit einem Volumen von umgerechnet rund 13 Billionen Dollar.

Noch wird der Markt von inländischen Anlegern deutlich dominiert. Sie sitzen auf mehr als 95 Prozent des Gesamtvolumens. Doch dieses Verhältnis ändert sich allmählich. Den Grund sieht Stealey unter anderem in wesentlichen Veränderungen in ausgewählten Bondindizes. Im vergangenen April wurden erstmals im wichtigen „Bloomberg Barclays Global Aggregate Index“ chinesische Anleihen aufgenommen, wobei deren Anteil im Index bis Jahresende 2020 sukzessive auf gut sechs Prozent ansteigen soll. Das hat Folgen für Indexfonds und Investoren, die diese Messlatte möglichst genau nachbilden: Sie müssen entsprechend nachziehen und diese Papiere nun zukaufen.

Ab 28. Februar wird das auch bei der Nachbildung des „J.P. Morgan Government Bond Index Emerging Markets Global Diversified“ Index nötig werden. Denn dann werden in diesen Index ebenfalls chinesische Bonds aufgenommen. Bis November 2020 soll deren Gewichtung schrittweise auf gut zehn Prozent steigen.

Zinsen dürften weiter sinken

Allerdings gibt es laut Stealey noch einen weiteren Umstand, der für chinesische Anleihen spricht: „Das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich in der Region“, betont der JP-Morgan-AM-Experte. Tatsächlich wuchs die Wirtschaft allein im Vorjahr um lediglich 6,1 Prozent, das ist der niedrigste Wert seit drei Jahrzehnten. Für Stealey sind die Folgen daraus klar: Er rechnet mit weiteren Zinssenkungen, was die Kurse bestehender Anleihen beflügeln würde. Diese Papiere sind dann nämlich besser verzinst und somit attraktiver als neue Bonds, die mit einer geringeren Verzinsung begeben werden.

Und wie sieht es mit Chancen in Europa aus? Auch hier geht Trump nicht gerade zimperlich vor, und drohte einmal mehr mit neuen Zöllen. Auch seinen Unmut über den schwachen Euro machte er lautstark kund, was die Devisenmärkte allerdings nicht sonderlich beeindruckte. Auch Stealey glaubt nicht an eine allzu rasche Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar: Dazu müsse sich in den USA die Konjunktur abschwächen und die US-Notenbank die Zinsen senken. Denkbar wäre ein solcher Schritt freilich auch, falls die globale Wirtschaft stärker als jene in den USA zu wachsen beginne. An beide Szenarien glaubt Stealey derzeit aber nicht.

Doch der schwache Euro hindert Stealey nicht an der Suche nach Chancen diesseits des Atlantiks – etwa mit Staatsanleihen aus den Peripherieländern. Dort könne man zumindest noch positive Renditen im Vergleich zu Deutschland finden, sagt Stealey und verweist auf Emissionen aus Ländern wie Italien, Griechenland, Spanien.

Er warnt Bondanleger aber vor allzu viel Euphorie in diesem Jahr: „Die großen Kursgewinne des Vorjahres werden wir heuer auf den weltweiten Rentenmärkten nicht noch einmal in diesem Ausmaß sehen.“ 2019 hatten gleich mehrere Notenbanken die Zinsen um insgesamt mehr als 70-mal gesenkt. Und das in Höhe von gut 40 Prozentpunkten. Danach sieht es heuer nicht mehr aus, meint Stealey. Jetzt wollten viele Währungshüter die weiteren Entwicklungen lieber erst einmal abwarten.

Hinweis: Die Besprechung von Wertpapieren und Investments auf dieser Seite ersetzt keine professionelle Beratung und ist nicht als Kaufempfehlung zu betrachten. „Die Presse“ übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwicklung.

ZUR PERSON

Iain Stealey kam im Jahr 2002 zu JP Morgan Asset Management und ist seit Jänner 2019 International Chief Investment Officer der Global Fixed Income, Currency and Commodities Gruppe. Zugleich ist er Co-Fondsmanager zahlreicher Rentenfonds, etwa vom JPM Aggregate Bond und vom JPM Global Bond Opportunities Fund.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2020)

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