Mythos Berlin

Das wahre Babylon Berlin

Stadtführer Arne Krasting im mythenumrankten Alt-Berlin, das einst Rückzugsort für Prostituierte und Treff einer Künstlerszene um Bertolt Brecht gewesen sein soll.
Stadtführer Arne Krasting im mythenumrankten Alt-Berlin, das einst Rückzugsort für Prostituierte und Treff einer Künstlerszene um Bertolt Brecht gewesen sein soll.(c) Marcus Wend
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Eine TV-Serie befeuert den Mythos der goldenen Zwanziger. Kann man diese Zeit in Berlin noch finden? Man kann es versuchen. Ein Streifzug.

Der Historiker Arne Krasting steht in Berlin-Mitte im Dunkeln unter einer Brücke vor einer Eisentür. Über ihm donnert die Schnellbahn hinweg. Was macht Krasting hier? Es gibt kein Schild, kein Fenster, nur eben diese Eisentür und eine versteckte Glocke. Nichts deutet darauf hin, dass dahinter die schicke Bar Tausend zu Cocktails einlädt, die in ihrem zeitlosen Ambiente als Kulisse für die TV-Serie „Babylon Berlin“ diente, ja zum verruchten Nachtklub Der Holländer mutierte, in dem in den Zwanzigern auch Transvestiten und Schwule schäkerten. Es gilt eben auch heute noch, was Curt Moreck 1931 in seinem „Führer durch das lasterhafte Berlin“ notiert hat: „Wer Erlebnisse sucht, Abenteuer verlangt, Sensationen sich erhofft, der wird im Schatten gehen müssen.“

Krasting ist Historiker mit einem Faible für die Zwanziger. Manchmal zieht er sich die Knickerbockerhose an und setzt sich die Schiebemütze auf, bevor er als Chef der Zeitreisenagentur stilecht an Schauplätze der Zwanziger und der Serie „Babylon Berlin“ führt. Er stellt sich gern vor, wie damals die Spießigkeit der preußischen Kaiserzeit weggeworfen worden ist, wie sich das enge Korsett buchstäblich geöffnet hat. „Paris war auch wild“, sagt er. „Aber in Berlin war man noch radikaler. Hier probierte man noch mehr aus.“

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