Krebsentstehung

Wie Rauchen die DNA in der Lunge verändert

Forscher: Tabakentwöhnung zahlt sich immer aus
Forscher: Tabakentwöhnung zahlt sich immer ausREUTERS
  • Drucken

Eine US-Studie sagt auch: Tabakentwöhnung zahlt sich immer aus.

Für die Entstehung von Krebs verantwortlich sind oft punktuelle Mutationen in der DNA der Zellen. Bei diesen fällt manchmal eine Base ganz aus, oder eine Base wird in eine andere umgewandelt, etwa Guanin in Thymin. Genau diese Art der Mutation ist für Lungenkrebs typisch, sie wird von den Karzinogenen im Tabakrauch ausgelöst. Besonders häufig in Lungenkrebs-Zellen sind „driver mutations“, die die Krebsentstehung beschleunigen, etwa im Gen p53, das als Wächter des Genoms gilt, weil es die Reparatur der DNA, aber auch die Apoptose, die Zerstörung bereits entarteter Zellen, steuert.

Krebsforscher um Peter Campbell (University of Cambridge) untersuchten nun (noch) gesunde Epithelzellen aus den Bronchien von Kindern, Nichtrauchern, Rauchern und Ex-Rauchern. Sie berichten in Nature (29. 1.), dass die Anzahl der punktuellen Mutationen pro Zelle mit jedem Lebensjahr um durchschnittlich 22 solche Mutationen zunimmt, bei Rauchern kommen durchschnittlich 5300 dazu, bei ehemaligen Rauchern 2300. Die oben erklärten „driver mutations“ fanden sich in einem Viertel der Zellen von Rauchern. Dazu kommen freilich etliche andere Mutationen.

Stammzellen in Reserve?

So klar die Studie gegen das Rauchen spricht, so klar sagt sie auch, dass es sich immer auszahlt, damit aufzuhören. Bei Ex-Rauchern zeigen 20 bis 50 Prozent der Zellen nur eine Belastung durch Mutationen wie bei Nichtrauchern. Wie kann das sein? Auffälligerweise finden sich just in diesen Zellen längere Telomere, das sind die Enden der Chromosomen, die bei jeder Zellteilung kürzer werden. Das spricht dafür, dass diese Zellen weniger Teilungen durchgemacht haben, also jünger sind als andere. Die Forscher glauben, dass sie frisch aus einem Vorrat von Stammzellen gebildet worden sind – wohl um geschädigte Zellen, die der Apoptose anheimgefallen sind, zu ersetzen.

Das ist allerdings bisher nur Spekulation, es ist nicht erwiesen, dass es solche Reservestammzellen gibt. Und wenn es sie gibt, wie sie es geschafft haben, in all den Raucherjahren selbst keine Mutationen durchzumachen. „Die Botschaft ist“, schreiben jedenfalls die Forscher, „dass ein Rauchstopp – in jedem Alter – nicht nur das Akkumulieren weiterer Schäden verlangsamt, sondern auch Zellen wecken kann, die noch nicht geschädigt sind.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.