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Dominic Thiem: Die Sehnsucht nach Vollendung

Thiem wird in den kommenden Tagen in der Heimat regenerieren.
Thiem wird in den kommenden Tagen in der Heimat regenerieren.(c) GEPA pictures
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Die Niederlage bei den Australian Open war für Dominic Thiem die dritte im Finale eines Grand Slams. Sein Spiel entwickelt sich in die richtige Richtung, „aber Titelgarantie gibt es keine.“

Schwechat. Das Tennisjahr 2020 ist noch sehr jung, und doch hat Dominic Thiem bereits eine erste Änderung am Turnierplan vorgenommen. Der 26-Jährige bestreitet kommende Woche nicht wie ursprünglich geplant das ATP-250-Event in Buenos Aires, sondern steigt erst beim 500er in Rio de Janeiro (ab 17. Februar) in die Tour ein. Thiem wird in den kommenden Tagen in der Heimat regenerieren und am Wochenende das Training aufnehmen, ehe er am 13. Februar die Reise nach Südamerika antritt.

Die Absage für Buenos Aires zugunsten einer etwas längeren Pause ist nachvollziehbar und sinnvoll, Australian-Open-Champions Novak Djoković steigt sogar noch eine Woche später in Dubai (ab 24. Februar) wieder ins Turniergeschehen ein. Einen Makel hat die Turnierplanung im Februar aber dennoch: Thiem bereitet sich nun für nur ein einziges Event auf Sandplatz vor, ehe im März – Thiem verzichtet auf den Daviscup in Premstätten – die großen ATP-1000-Turniere auf Hartplatz in Indian Wells und Miami anstehen. Im Team Thiem ist also niemand davon ausgegangen, dass der Saisonstart in Australien derart erfolgreich verlaufen würde, ansonsten hätte der Niederösterreicher wohl nicht für die südamerikanischen Sandplatzturniere genannt.

Thiems ganz eigene Finalbilanz

Dienstagmittag, nach seiner Rückkehr aus Melbourne, ließ Thiem am VIP Terminal des Flughafens Schwechat nochmals die mit Abstand erfolgreichsten Australian Open seiner Karriere Revue passieren. Das erfreuliche Fazit: Er habe über zwei Turnierwochen ein neues spielerisches Level erreicht, ohne große Einbrüche, „das war früher nicht der Fall.“ Ein Finale gegen den nunmehr 17-fachen Grand-Slam-Champion Novak Djoković könne man „gegen so eine Legende immer mit 4:6 im fünften Satz verlieren“, die Richtung aber stimme.

Die Tatsache, dass er nun auch sein drittes Grand-Slam-Finale nach den French Open 2018 und 2019 (jeweils gegen Rafael Nadal) verloren habe, sei „keine mentale Last“, meint Thiem, der „gefühlt erst 0:1 in Grand-Slam-Endspielen zurückliegt“, denn: „Vor zwei Jahren war ich chancenlos, voriges Jahr auch noch viel zu weit weg vom einem Sieg. Diesmal habe ich mit 2:1-Sätzen geführt, die Niederlage in Australien tut also mit Abstand am meisten weh.“

Womöglich würde Dominic Thiem eine Unterhaltung mit Andy Murray ganz gut tun. Der Schotte kann sich in Thiem jedenfalls hineinfühlen, er hat zwischen den US Open 2008 und Wimbledon 2012 sogar seine ersten vier Grand-Slam-Endspiele verloren (drei Mal gegen Roger Federer, ein Mal gegen Djoković), ehe er bei den US Open 2012 mit einem Fünfsatzsieg gegen Djoković endlich seinen ersten von drei Major-Titeln einfuhr. „Murray“, meinte Thiem damit konfrontiert, „gibt mir Hoffnung.“

Keine Titelgarantie

Den Gedanken zu Ende führen möchte Dominic Thiem mit gerade einmal 26 Jahren gewiss nicht, aber natürlich ist es nicht gänzlich auszuschließen, dass er am Ende seiner Karriere als der Unvollendete in die Geschichtsbücher eingeht.

Garantien für Grand-Slam-Titel gibt es keine, und dass sie in Zukunft leichter zu gewinnen sein könnten, ist eine reine Mutmaßung. „Vielleicht verliere ich auch die nächsten ein, zwei Finali“, sagt Thiem schulterzuckend. In einem großen Endspiel warte eben immer „ein unglaublicher Gegner. Wichtig ist einfach, dass ich mich immer weiter verbessere.“

Thiems Turnierkalender

ATP 500 Rio de Janeiro (17. bis 23. Februar, Sand, 1. Runde 2019)
ATP 1000 Indian Wells (12. bis 22. März, Hartplatz, Turniersieg 2019)
ATP 1000 Miami (25. März bis 5. April, Hartplatz 2. Runde 2019)

Seine Starts in Buenos Aires (Sand, ab 10. Februar) und beim Davis Cup in Premmstätten (6./7. März) sagte er ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2020)

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