Interview

Luca Nichetto: Vater eines Paradiesvogels

Hin und Her. Schweden, Italien, Etsdorf am Kamp: Nichetto ­pendelt zwischen den Welten.
Hin und Her. Schweden, Italien, Etsdorf am Kamp: Nichetto ­pendelt zwischen den Welten.(c) Beigestellt
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Design als Familienangelegenheit: Wenn Luca Nichetto seine Ideen einbringt, kann das Ergebnis schon einmal ein Paradiesvogel sein.

Zwischen den Welten hin- und hertänzeln. Das ist eine grundlegende Bewegungsform für einen Designer. Selbst wenn man stets mit einem Bein in der einen und dem anderen in der anderen zu stehen scheint. Der Italiener Luca Nichetto betreibt ein Designstudio in Stockholm und eines in der Nähe von Venedig. Seine Seele hat sich längst geteilt, das puristisch-kühle Skandinavische liegt ihm genauso wie das mit Herz und Leidenschaft Erwärmte und Beseelte. Gut für die Möbel, die Nichetto entwirft, die sich so elegant ihrer typischen Einordnung entziehen und sich dafür umso geschmeidiger in die Kollektionen der jeweiligen Hersteller fügen. Aber vor allem windet sich Nichetto selbst mit jedem neuen Stück aus einer Schublade heraus: Jene, die seinen Namen trägt wie ein Etikett. In den letzten Jahren musste der Designer zwischen Schweden, Italien und dem Rest der Welt noch ein wenig mehr tänzeln. Inzwischen gehörte auch Etsdorf am Kamp zu jenem Rest dazu. Die Möbelmanufaktur Wittmann hatte ihn dorthin eingeladen. Auch um den gestalterischen Drall ihrer Kollektion weiterzuspielen, den Kooperationen mit Sebastian Herkner und Jaime Hayon etwa in den letzten Jahren erfolgreich angeschubst hatten. Im Gespräch mit dem „Schaufenster" erzählt Nichetto, wie man als Designer seinen Entwurf in die bestehende Kollektion eines Möbelherstellers fügt. Ohne sich selbst zu fügen: zu vielen gestalterischen Diktaten.

Twist. „Paradise Bird“ von Wittmann richtet auch die
Twist. „Paradise Bird“ von Wittmann richtet auch die (c) Beigestellt

Der Entstehungsprozess eines Möbelstücks ist zu einem guten Teil auch ständiger Kommunikationsprozess. Wie entwirft man eine gute Gesprächsgrundlage?
Eine kommunikative Grundhaltung als Gestalter ist natürlich: mit Respekt in die Aufgabe hineintauchen. Nicht einfach rücksichtslos hineinspringen und allen zu verstehen geben, dass man jetzt alles anders und besser mache. Wenn man eingeladen wird und zu jemandem nach Hause kommt, sagt man ja auch nicht, was einem nicht gefällt. Es geht schon um höflichen Umgang miteinander, gleichzeitig darf man seine Vorstellungen schon profilieren. Es ist ein kommunikatives Pingpong-Spiel, bei dem auch mal zwei Ansichten oder Perspektiven aneinanderprallen dürfen oder sich miteinander reiben, wenn man aus der Situation mit einem produktiven Ergebnis herausgeht. Es ist wichtig, dass man sich an einem gewissen Punkt der Interaktionsgeschichte auch synchronisiert.

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