Skurriler Rücktritt

Jürgen Klinsmann: Abgang mit Nachgeschmack

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Nur zehn Wochen lang war Jürgen Klinsmann Trainer von Hertha BSC. Großen Worten, Plänen und Transfers folgten Niederlagen, der Klub ringt um den Klassenerhalt.

Berlin. Montagabend schwärmte Jürgen Klinsmann noch im Berliner Szene-Lokal „The Reed“ über seine großen Ziele mit Hertha BSC. Nur 14 Stunden später stürzte der 55-jährige Schwabe die Berliner ins große Chaos. Er trat aus voller Überzeugung zurück.

Mit seinem Rücktritt nach nur zehn Wochen – via Facebook – schockierte der ehemalige Stürmer, Bayern-Trainer, DFB-, US-Teamchef und in der Hauptstadt als Retter gepriesene Klinsmann nur nicht nur den Verein. „Gerade im Abstiegskampf sind Einheit, Zusammenhalt und Konzentration auf das Wesentliche die wichtigsten Elemente“, schrieb er. „Sind die nicht garantiert, kann ich mein Potenzial als Trainer nicht ausschöpfen und meiner Verantwortung auch nicht gerecht werden.“

Dass diese Aktion breites Unverständnis hervorruft, verwundert nicht. Auch, weil Klinsmann den Klub nicht verlässt, sondern in den Aufsichtsrat zurückkehrt – und sich so aus der Affäre zieht? Für Hertha heißt das: „Big City Chaos“ statt „Big City Club“.

Im Winter Spieler für 80 Mio. € gekauft

Klinsmann unterrichtete Spieler und Manager Michael Preetz vor dem Training über seinen Rücktritt. „Insbesondere nach der vertrauensvollen Zusammenarbeit hinsichtlich der Personalentscheidungen in der intensiven Wintertransferperiode gab es dafür keinerlei Anzeichen“, sagte Preetz. Klinsmann bekam nach Amtsantritt am 27. November fast alle Wünsche erfüllt. Der Trainingsstart im Winter wurde vorverlegt, das US-Trainingslager verkürzt. Mit dem Geld von Investor Windhorst ging es auf Rekord-Einkaufstour: für 80 Millionen Euro kamen vier neue Spieler.

Zurück blieben Befürchtungen, wonach es doch zwei Philosophien gab. gibt. Preetz verschloss sich Klinsmanns Vision der Champions League nie, trat jedoch ob der Resultate auf die Bremse. Dazu verlangte Klinsmann laut „Bild“ bereits jetzt Klarheit über seine langfristige Trainerzukunft. Die sicherte ihm Preetz nicht zu. Warum auch, der Klub ist Tabellen-14. und spielt gegen den Abstieg.

Nach dem Flop bei Bayern ist Klinsmann auch bei der Hertha jäh gescheitert. (fin)

(APA)

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