Frieze Los Angeles

Kunst für Hollywood-Stars

Ropac hat zur Frieze unter anderem „Constellation-Like“ aus der neuen Serie von David Salle mitgenommen.
Ropac hat zur Frieze unter anderem „Constellation-Like“ aus der neuen Serie von David Salle mitgenommen.(c) John Berens/David Salle/Adagp, Paris 2020
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Schon mit der zweiten Ausgabe hat sich rund um die Messe eine „Art Week“ mit vielen Parties etabliert. Die Verkäufe laufen gut.

Avery Singer, 32-jähriges New Yorker Wunderkind, hält derzeit die Kunstwelt in Atem. Sie stahl auf der Frieze Los Angeles (bis 16. 2.) allen die Show und zählt inzwischen zu den teuersten Millennials des Kunstmarkts. Seit Dezember hat sie Hauser & Wirth unter Vertrag. Die Galerie hat sämtliche Arbeiten von ihr am Preview-Tag verkauft. Die Preise beliefen sich auf 85.000 Dollar bis 495.000 Dollar. Die Arbeiten gingen wunschgemäß an eine große US-Institution. Singer gehört zur selbstbewussten jungen Künstlergeneration, die sich auch gut vermarkten kann und weiß, wie man Nachfrage generiert. So war es ihr expliziter Wunsch, dass die Arbeiten auf der Frieze nicht an Privatsammler gehen.

Singer arbeitet mithilfe einer Computersoftware und klassischer Malerei. Mit einem Software-Programm entwirft sie Figuren und Muster, die sie anschließend auf Leinwände projiziert und per Airbrush auf dieselben sprüht. Ihre Bilder haben Ecken und Kanten und spielen mit räumlichen Illusionen. Sie trifft mit ihren Arbeiten klar den Zeitgeist. Für ihre kurze Karriere kann sie bereits wichtige Einzelausstellungen vorweisen, darunter im Museum Ludwig in Köln. Auch den Wienern ist sie bekannt, dank einer Schau in der Secession. Kickstarter zum Höhenflug war aber wohl die letzte Biennale von Venedig. Ralph Rugoff hat sie in seiner Ausstellung „May You Live in Interesting Times“ gezeigt.

Mit den Preisen bei Hauser & Wirth hat Singer einen gewaltigen Sprung gemacht: Auf ihrer ersten Soloshow bei Gavin Brown hatte die teuerste Arbeit nur 95.000 Dollar gekostet.

Instataugliche Künstler und Künstlerinnen wie Avery Singer sind für Hollywood wie geschaffen. Auch Großgalerist David Zwirner setzt bei der Frieze auf Millennials, er hat Turner Prize-Gewinner Oscar Murillo im Programm – ebenfalls einer der Überflieger der jungen Generation, dessen Preise bei 450.000 Dollar liegen.

Los Angeles ist ein junger Kunstmarkt. Daher sucht man auf der Frieze L.A. vergeblich nach den hochpreisigen Klassikern. Die höchsten Preise liegen im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Die Messeveranstalter und die Aussteller haben gut verstanden, dass diese Stadt in Sachen Kunstsammler erst in den Anfängen steckt. Einige Kunstmessen sind daran gescheitert, dass sie herkömmliche Konzepte auf Hollywood umgelegt haben. Und möglicherweise waren sie zu früh dran.

In den letzten Jahren begann sich L.A. langsam zu einem neuen Kunstzentrum zu entwickeln – jedenfalls was die Kunstproduktion betrifft. Viele junge Künstler sind hierher gekommen, da L.A. günstigere Bedingungen aufweist als etwa New York. Den Künstlern folgen die Galerien und letztlich auch die Messen. Und langsam steigt auch die Zahl der Sammler.

Frieze war schlau genug, die Messe klein zu halten. 70 Aussteller sind es in L.A., statt 300 wie in London und 200 wie in New York. Ein kluger Schachzug ist auch die separate „Focus“-Sektion, die jungen L.A.-Galerien vorbehalten ist. Damit fördert Frieze die dynamische Entwicklung der lokalen Galerienszene.

L.A. ist das neue Miami. L.A. könnte dank der Frieze mit ihrer starken Marke zu einer ähnlichen Erfolgsgeschichte werden wie Miami, das sich auch erst dank der Art Basel, die sich mit einer Winter-Dependance niederließ, zu einer Kunstmetropole entwickelte. Und zumindest ist es der Frieze, die im Vorjahr zum ersten Mal ihr berühmtes weißes Zelt in den Paramount-Studios mitten im Herzen von Hollywood aufgeschlagen hatte, gelungen, dass schon bei der zweiten Ausgabe alle von der Frieze Art Week sprechen. Und tatsächlich ist eine Mundpropaganda entstanden, die Miami oder London um nichts nachsteht. Parties ohne Ende – dafür sorgen auch viele kunstaffine Hollywoodstars –, ein paar Satellitenmessen, Sonderausstellungen und Kooperationen mit der Fashion-Industrie.

Die Veranstalter der Frieze sind mit Louis Vuitton eine Partnerschaft eingegangen. Das Modehaus präsentiert gemeinsam mit der Messe eine Ausstellung ihrer Objets Nomades-Kollektion, gepaart mit Paneldiskussionen.

Nach einem erfolgreichen Debüt ist das zweite Event meist die wahre Nagelprobe. Auf den ersten Blick scheint es gut zu laufen für die Frieze L.A. Die Preview war sehr gut besucht. Im Gegensatz zum Vorjahr waren auch viele internationale Besucher anwesend, die extra anreisten. Fast alle Aussteller vom ersten Jahr sind wieder dabei, auch die Schwergewichte wie Zwirner, Hauser & Wirth, Gagosian, Pace und Sprüth Magers. Auch der Österreicher Thaddaeus Ropac ist wiedergekommen. Alle verzeichneten schon am ersten Tag gute Verkäufe. So ging bei Zwirner eine große Arbeit von Neo Rauch aus dem Jahr 2011 für zwei Millionen über den Tresen, ebenso wie gleich fünf Leinwände von Lisa Yuskavage, die zwischen 120.000 und eine Million Dollar kosten. Ropac verkaufte „Bowery Parade (Borealis)“ von 1989 von Robert Rauschenberg um 1,35 Millionen Dollar sowie von Robert Longo „Study of Grey Wolf“, eine neue Arbeit aus 2019, um 120.000 Dollar. Ropac hat auch Arbeiten von Georg Baselitz, Alex Katz, Tony Cragg, Donald Judd und David Salle im Angebot. Überwiegend sind es leicht zugängliche und in den USA erprobte Arbeiten. Aber er hat auch Arnulf Rainer im Programm.

Ebenfalls zur jüngeren Künstlergeneration gehört der Brite Idris Khan, der am Stand von Victoria Miro eine Soloshow bekam. Das Risiko hat sich ausgezahlt, verkaufte die Galerie doch alle 17 Arbeiten bereits in den ersten zwei Messestunden. Seine neuen Bilder und Skulpturen kosten zwischen 30.000 und 150.000 Dollar.

Gleich zu Beginn ausverkauft war auch die Soloshow von Gabriella Sanchez bei der Charlie James Gallery, die in der geförderten Focus L.A.- Sektion ausstellte. Arbeiten kosten zwischen 16.500 und 18.500 Dollar.

In der Focus-Sektion war auch die Galerie Château Shatto erfolgreich, mit Arbeiten von Aria Dean und Helen Johnson, die allesamt am ersten Tag Käufer fanden. Die Frieze ist wohl gekommen, um zu bleiben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2020)

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