Buchbesprechung

Abenteuer im Kopf

(c) Zsolnay
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André Heller ist einer der großen Geschichtenerzähler Österreichs, wenn nicht sogar Wiens. Daran erinnert uns eine Auswahl aus den Jahren 1969 bis 2003.

Er ist der Allrounder unter Österreichs Künstlern – Sänger, Gaukler, Hersteller von Welten. Dass André Heller auch ein wunderbarer Geschichtenerzähler ist, kann man über so vielem Visuellen vergessen. Mit „Das Buch vom Süden“ erinnerte er 2016 daran, die Sammlung „Zum Weinen schön, zum Lachen bitter“ fasst Texte aus den Jahren 1969 bis 2003 zusammen – und zwar „ohne Klammern“, wie Franz Schuh in seinem Nachwort schreibt.

Ein solches adelt die meisten Druckwerke, Hellers Geschichten brauchten das aber gar nicht. Zwar gibt es auch weniger bemerkenswerte Texte, dort aber, wo Heller ins Erzählen findet, beginnt die Genussreise für den Leser. Er sieht, denkt und formuliert auf seine Art, von giftig-charmant bis heiter-skurril. Der Ton ist fast immer nostalgisch, egal aus welchem Jahr die Geschichten stammen – eine „poetische Erinnerung an die Zypressen der Monarchie“, wie es Schuh nennt.

„Zum Weinen schön, zum Lachen bitter“ vermischt Autobiografisches aus der Zeit, als der aus einer Süßwaren-Dynastie und mit französischer Staatsbürgerschaft geborene Heller in erster Linie Francis Charles André Heller-Huart war, mit Beobachtungen über das Leben an sich und über die Stadt, ohne die er nicht sein kann und in der er doch gar nicht so gern ist: Wien – angesiedelt zwischen Allerheiligen und Allerseelen, einsam und voll wehleidiger Selbstzufriedenheit. Diese Beobachtungen stammen zwar aus dem Jahr 1971, klingen bei Heller aber bis heute nach. do

André Heller: „Zum Weinen schön, zum Lachen bitter“, Zsolnay, 256 Seiten, 23,70 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2020)

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