Boy Scouts of America

Missbrauchsskandal: Ein Konkurs soll die US-Pfadfinder retten

Die Anzahl der Mitglieder bei den US-Pfadfindern sinkt stetig.
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Die rund 12.000 Opfer sollen aus der Konkursmasse entschädigt werden. Die lokalen Gruppen fürchten um ihre Besitztümer. Es geht auch um Campingplätze und Wanderwege.

Der Verband der US-Pfadfinder hat am Dienstag Konkurs angemeldet, um Entschädigungszahlungen an Opfer von sexuellem Missbrauch zahlen zu können. Das Insolvenzverfahren werde den Pfadfindern helfen, die Opfer durch die Einrichtung eines Fonds "angemessen zu entschädigen" und dem Verband die Möglichkeit geben, auf lokaler Ebene weiterzuarbeiten, hieß es in einer Erklärung der BoyScouts of America.

Der Pfadfinderverband sorge sich "sehr um alle Opfer von Missbrauch und entschuldigt sich aufrichtig bei allen, denen während ihrer Zeit bei den Pfadfindern Schaden zugefügt wurde", erklärte Geschäftsführer Roger Mosby.

Mehr als 12.000 Mitglieder der US-Pfadfinder sind nach Angaben des Opferanwalts Jeff Anderson seit 1944 Opfer von sexuellem Missbrauch geworden. Seinen Angaben zufolge sind zudem mehr als 7800 mutmaßliche Täter in Akten aufgeführt, die der Organisation vorliegen.

Was geschieht mit dem Besitz der lokalen Gruppen?

Es könnte einer der komplexesten Konkurs-Prozesse der Geschichte werden. Einersets haben die Pfadfinder so Zeit gewonnen, ihre Pläne für einen Entschädigungsfonds umzusetzen, andererseits könnte es so auch den zahlreichen Besitztümern der Boy Scouts an den Kragen gehen. Zahlreiche Campingplätze, Wanderwege und ähnliche Grundstücke sind in ihrem Besitz. Unklar ist, inwieweit die Versicherung der Organisation zur Deckung der Entschädigung beiträgt und ob das Vermögen der mehr als 260 lokalen Pfadfindergruppen dem Fonds hinzugefügt wird. „Es gibt viele sehr wütende Männer da draußen, die den Pfadfindern nicht erlauben werden, davonzukommen, ohne zu sagen, was ihr gesamtes Vermögen ist", sagte Anwalt Paul Mones der britischen Zeitung „Guardian“. Er vertritt zahlreiche Mandanten, die die Boy Scouts of America verklagen. "Sie wollen keinen Stein auf dem anderen lassen.“ Medien schätzen die Höhe der geforderten Entschädigungszahlungen an Opfer auf über eine Milliarde Dollar. (920 Millionen Euro).

Das Budget der Pfadfinder ist in den letzten Jahren aufgrund sinkender Mitgliedszahlen und erster Missbrauchs-Entschädigungen ohnehin schon vermehrt belastet worden. Noch 1970 waren vier Millionen Jugendliche Teil der Boy Scouts, derzeit sind es noch weniger als die Hälfte - weniger als zwei Millionen. Um den sinkenen Zahlen entgegenzuwirken, öffnete sich die Organisation auch für Mädchen. Anfang des Jahres gab es aber erneut einen Rückschlag, als die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ (früher „Mormonen“ genannt) die 400.000 Mitglieder ihrer Glaubensgemeinschaft aus den Boy Scouts herausnahm um eigene Programme zu starten.

Die Enthüllungen über sexuellen Missbrauch bei den BoyScouts of America kamen 2012 durch ein Gerichtsverfahren ans Licht. Der Organisation wird vorgeworfen, Misshandlungen an Generationen von Jugendlichen vertuscht zu haben und nicht ausreichend gegen Pädophilie in den eigenen Reihen vorgegangen zu sein. Die meisten der Fälle datieren aus den 1960er, 1970er und 1980er-Jahren.

>> Der Artikel im „Guardian"

(APA/AFP/Red.)

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