Banken

Massive Einschnitte bei HSBC

Die größte Bank Europas leidet unter dem Brexit und niedrigen Zinsen.
Die größte Bank Europas leidet unter dem Brexit und niedrigen Zinsen. (c) APA/AFP/LOIC VENANCE
  • Drucken

Mit einem radikalen Sparkurs und dem Abbau von 35.000 Stellen reagiert die britische HSBC, die größte Bank Europas, auf den massiven Gewinneinbruch.

Wien. Die britische Großbank HSBC steht nach einem Gewinneinbruch vor einer Rosskur. 35.000 Jobs werden gestrichen, das Investmentbanking zurechtgestutzt und das Geschäft in Europa und den USA drastisch verkleinert, wie HSBC bei der Präsentation der Jahresbilanz am Dienstagvormittag mitteilte. Kleinere Märkte, also Länder wie Griechenland, Armenien und der Oman, sollen auf den Prüfstand gestellt werden. Auch für das Türkei-Geschäft ist die HSBC auf der Suche nach einem zahlungskräftigen Käufer. Und ob die Präsenz in Lateinamerika noch Sinn hat, ist ebenfalls völlig offen.

HSBC wächst viel zu langsam

Schon 2019 brach der Gewinn vor Steuern um ein Drittel auf 13,3 Milliarden Dollar (12,28 Mrd. Euro) ein. Warum? In erster Linie, weil wegen des Umbaus des Finanzdienstleisters Abschreibungen in Höhe von 7,3 Milliarden Dollar (6,76 Milliarden Euro) anfielen.

HSBC macht den Großteil ihres Geschäftes immer noch in Asien. Doch auch dort geriet die Bank Anfang des Jahres stark unter Druck, nachdem die Bank in Hongkong Konten der regierungskritischen Apar Alliance geschlossen hatte. Mit dem Radikalumbau reagiert Europas größte Bank auf das langsamere Wachstum auf ihren wichtigsten Märkten, die Belastungen durch den Brexit und die seit vielen Jahren niedrigen Zinsen sowie auf die Auswirkungen des Coronavirus, die derzeit im vollen Umfang noch gar nicht absehbar sind.

Zudem solle die Bank, deren Profitabilität seit Längerem der Konkurrenz hinterherhinkt, wettbewerbsfähiger und schlanker werden, teilte das Management am Dienstag mit. „Unsere Mitarbeiterzahl wird wahrscheinlich in den nächsten drei Jahren von 235.000 in die Nähe von 200.000 fallen“, sagte Interimschef Noel Quinn der Nachrichtenagentur Reuters. Insgesamt will er die risikogewichteten Vermögenswerte in der Bilanz um 100 Milliarden Dollar drücken.

In Kontinentaleuropa sollen sie um 35 Prozent sinken, das Aktiengeschäft wird verkleinert. In den USA will die Bank ein Drittel ihrer 224 Filialen schließen und sich künftig nur noch auf internationale und vermögendere Kunden konzentrieren.

Zudem will HSBC ihre Konzernstruktur vereinfachen und wird deshalb zwei Sparten zusammenlegen: Die Privatkunden- und Vermögensverwaltungssparte soll mit dem Private-Banking-Geschäft verschmolzen werden, wodurch eines der weltgrößten Vermögensverwaltungsgeschäfte entstehen wird. Durch den rigiden Einsparungskurs soll die Rendite bis 2022 auf zehn bis zwölf Prozent steigen, nachdem sie 2019 auf 8,4 (Vorjahr: 8,6) Prozent zurückgegangen war. Die Kosten will die Bank um 4,5 Milliarden Dollar (4,17 Milliarden Euro) drücken.

Manager müssen gehen

Der Brite Noel Quinn amtiert seit August 2019 als kommissarischer Konzernchef, nachdem sein Vorgänger, John Flint, nach nur 18 Monaten an der Konzernspitze gehen musste. Ihm war vorgeworfen worden, nicht radikal und effizient genug auf die sich eintrübende Geschäftslage zu reagieren. Mit seiner nun vorgestellten Strategie will Quinn offenbar unter Beweis stellen, dass er der richtige ist, diese schwierige Position dauerhaft zu übernehmen. Eine Entscheidung soll spätestens bis August 2020 fallen, bekräftigte die HSBC.

Schon Anfang Februar 2020 war bekannt geworden, dass die britische Großbank nicht nur Mitarbeiter-, sondern auch zahlreiche Managerjobs abbauen wolle. Welche Personen aus den Chefetagen gehen sollen, ist bis dato jedoch nicht bekannt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.