Kybernetik

Wie man mit einem guten Film Zeit sparen kann

Esther und Maria Pruckner
Esther und Maria Pruckner(c) AKOS BURG
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Kybernetische Modelle und Designprinzipien können helfen, mittels Filmen heikle Themen einem großen Publikum zu vermitteln, meinen die Filmemacherinnen Maria und Esther Pruckner.

In nicht weniger als 166 Folgen der Kolumne „Management im Kopf“ gab Maria Pruckner auf DiePresse.com systemwissenschaftliche Orientierung über den professionellen Umgang mit den komplexen Problemen der neuen Zeit. Seit 2020 konzentriert sich die Pionierin der Management-Kybernetik auf das Filmemachen.

„Kybernetisch entwickelte Filme haben sich in meiner Praxis bislang als das mit Abstand wirksamste Führungsinstrument herausgestellt.“ Die aufwendige Filmarbeit teilt sie mit ihrer Tochter Esther Pruckner, die langjährige Erfahrung in der Mediengestaltung mitbringt. Unter der Marke Neodato kombinieren sie die Kybernetik für Zwecke und Ziele des Führens mit den Möglichkeiten der Filmkunst.

„Bei komplexen, schwierigen und heiklen Themen, die viele Menschen einsehen sollen, erreichen Führungskräfte mit kybernetisch gemachten Filmen ihre Ziele weitaus wahrscheinlicher, früher und kostengünstiger als mit anderen Methoden,“ sagt Maria Pruckner. Mit solchen Filmen könne man die Aufmerksamkeit und Fantasie des Publikums gezielt steuern. Das sei entscheidend, denn die Fantasie sei die Vorstufe des Erkennens und der Realität. „Alles, was durch Menschen eine bestimmte Form annimmt, nimmt diese Form aufgrund ihrer Fantasie an.“ Filme würden auch erlauben, so gut wie alle sprachlichen Fallen zu umgehen. Ein guter Film könne also Monate der Arbeitszeit einer Führungskraft ersetzen. „Wir arbeiten vom Prinzip her wie in der künstlichen Intelligenz, bloß zielen wir auf die menschliche Intelligenz ab“, sagt Pruckner.

Es gehe immer um das Erzielen erfolgreicher Mustererkennung, das verlange angewandte Kybernetik. „Ich untersuche für ein Filmprojekt über ein bestimmtes Thema zuerst die relevanten Wirkgefüge mit ihren Kommunikationsmustern.“ Unter anderem, welches Wissen bei den Adressaten vorliegt, welche Vorstellungen und Missverständnisse herrschen und welche Interessen, Gefühle, Probleme und Widerstände es gibt.

Widerstände nutzen

Für das Gestalten ihrer Filme ziehen Maria und Esther Pruckner komplexe kybernetische Modelle und Designprinzipien heran. Ein Beispiel ist Ashbys Gesetz: Je mehr verschiedene Möglichkeiten ein System hat, um zu steuern und zu regulieren, desto mehr Störungen wird es korrigieren bzw. ausgleichen können. „Praktisch verlangen erfolgreiche Führungs-Filme eine möglichst exakte Lagebeurteilung. Auf deren Basis entwickeln wir mit unseren Kunden eine geeignete Story und ein Drehbuch, das auf alle Fragen, Anliegen und Probleme Bezug nimmt, die für Betroffene auftauchen könnten“, sagt Esther Pruckner. „Wir nutzen zum Beispiel vorhandene Widerstände, anstatt sie zu bekämpfen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2020)

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