Solidarökonomie

Wirtschaft geht auch anders

Bartle - eine Initiative in Vorarlberg
Bartle - eine Initiative in VorarlbergGemeinde Riefensberg
  • Drucken

Für solidarökonomische Unternehmen gibt es kein Standardmodell, aber viele funktionierende Beispiele. Ein neuer Lehrgang will solidarisches Wirtschaften anschaulich machen und Ideen und Werkzeuge für eine erfolgreiche Gründung zur Verfügung stellen.

Auf keine 150 Unternehmen kamen Forscher der ETH Zürich vor einigen Jahren, von denen sie sagten, sie würden die Welt regieren. Nicht diesem Befund, aber der Bereitschaft unzähliger Bürger, Wirtschaft nicht nur neu zu denken, sondern selbst zum Positiven zu gestalten, ist es wohl geschuldet, dass alternatives Wirtschaften ein Thema ist: Zu sehen ist ein gesteigertes Interesse an Unternehmen, die zwar Gewinne erwirtschaften, Gewinnmaximierung aber nicht zum Zweck erheben, sondern ihre Mitglieder fördern wollen.

Als „Organisationen, die Produkte und/oder Dienstleistungen erstellen, intern demokratisch organisiert sind, konkrete Bedarfe einer Zielgruppe decken und zu einem positiven gesellschaftlichen Wandel beitragen“, beschreiben Florentine Maier und Ruth Simsa „solidarökonomische Unternehmen“.

Tipp

Lehrgang Solidarisch Wirtschaften,
23. April bis 20. November; Kosten:
960 Euro; Infos unter www.ksoe.at

Ein Ende April beginnender Lehrgang der Katholischen Sozialakademie Österreichs (KSOE) will solidarisches Wirtschaften anschaulich machen und Ideen und Werkzeuge für eine erfolgreiche Gründung zur Verfügung stellen. „Es gibt kein Standardmodell“, sagt Lehrgangsleiter Markus Blümel, nennt aber nationale wie internationale Beispiele, wie Zusammenschlüsse– es müssen nicht immer Genossenschaften im rechtlichen Sinne sein – funktionieren: etwa für Einpersonenunternehmer (EPU), die sich zusammentun, Akquise und Administration vergemeinschaften, sich gegenseitig unterstützen und der Vereinsamung bei der Arbeit vorbeugen. So wie es die Grafikdesigner und Softwareentwickler von lekton.net in Wien tun.

Fehlende Angebote ersetzen

„Solidarökonomische Unternehmen sind Impulsgeber, sie zeigen, dass erfolgreiches Wirtschaften nachhaltig und kooperativ sein kann. Es ist eine andere, sehr zukunftsgerichtete Blickweise“, sagt Blümel. Mitunter geht es bei solidarökonomischen Unternehmen darum, im ländlichen Raum ein fehlendes Angebot zu ersetzen: In Riefensberg in Vorarlberg etwa wurden die Bürger aktiv, als das Café schloss. Seither betreiben sie Bartle – Üser Wirtshus (bartle.at). Ein urbanes Beispiel ist La Louve (cooplalouve.fr) in Paris. Als integrativer Supermarkt bringt er rund 4500 Mitgliedern Zugang zu leistbaren, guten Lebensmitteln, ohne Sozialmarkt zu sein. Die Mitglieder verpflichten sich, monatlich einige Stunden mitzuarbeiten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.