Was ist aus uns geworden?

Anna Hope: „Was wir sind“
Anna Hope: „Was wir sind“Carl-Hanser-Verlag
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Die Autorin Anna Hope lässt drei Londoner Freundinnen die essenziellen Fragen im Leben stellen. Ein einfühlsamer Roman, der niemals platt wird.

Das Leben meint es ziemlich gut mit Hannah, Lissa und Cate. Sie sind jung, wohnen gemeinsam in einem leistbaren Miethaus im coolen Stadtteil London Fields und verbringen die Tage auf der Universität oder (noch besser) Wein trinkend im Park. Für alles, was sie erreichen möchten, haben sie noch Zeit.

Bis die drei Freundinnen irgendwann Mitte 30 sind – und sich essenzielle Fragen stellen müssen: Bin ich zu dem Menschen geworden, der ich sein wollte? Oder führe ich eigentlich das Leben einer anderen Person? Die Antworten sind bei keiner der Frauen zufriedenstellend. So richtig glücklich ist keine von ihnen – wegen des Jobs, des Kindes oder der Kinderlosigkeit. In ihrer WG in London leben sie zu dem Zeitpunkt schon lang nicht mehr. Mit ihrem Lebensstil wandelt sich auch ihre Freundschaft – und stellt sie durch Verrat und Enttäuschung auf die Probe.

Die Britin Anna Hope (manche kennen die Schauspielerin vielleicht aus der Serie „Doctor Who“) hat einen wunderbar vielschichtigen Roman geschrieben: über das Älterwerden, Freundschaften und die eigene Identitätsfindung. Er ist aber niemals platt, langweilig oder redet die Probleme der Mittdreißigerinnen klein. Man merkt, dass die Autorin ihre Protagonistinnen liebt – bis diese das zu einem Zeitpunkt im Buch dann auch selbst tun. Und das, obwohl sie sich an manchen Stellen so gar nicht zu dem entwickeln, was man allgemeinhin als einen guten Menschen bezeichnen würde. IB

Anna Hope: „Was wir sind“, übersetzt von Eva Bonné, Carl-Hanser-Verlag, 368 Seiten, 22,70 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2020)

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