Deutschland

Schloss Lieser an der Mosel: Das Riesling-Schloss des Kaisers

(c) imago images / Ulrich Roth (via www.imago-images.de)
  • Drucken

Man reibt sich die Augen auf Schloss Lieser an der Mosel: Ein niederländischer Investor sorgte dafür, dass man so nächtigen kann wie Wilhelm II.

Einen solchen Bau hätte man an der Loire erwartet. Oder im Cognac. Doch das Renaissanceschloss Lieser, einen Steinwurf von der Mittelmosel, steht in einer ganz anderen Weingegend. „Disneyland“, ruft die amerikanische Witwe aus, als sie ihrem Bus entsteigt. Und sie hat nicht unrecht damit, denn Eduard Puricelli ließ 1884 das Schloss errichten – den Stil wählte er aus dem Fundus der Architekturgeschichte. Und so gibt es heute jede Menge Erker und Turmzimmer in dem neu eröffneten Hotel. „Kein Gastraum gleicht dem anderen“, freut sich Andreas Heidingsfelder. Der General Manager kommt aber schnell auf das imposanteste der 43 Zimmer, die Kaiser-Suite, zu sprechen. Dreimal hat Wilhelm II. im Schloss Lieser genächtigt: Original sind in dem 125 m2 großen Raum, den der Hohenzoller 1906, 1911 und 1913 bewohnte, aber nur der Luster, der eigens für den hohen Gast bemalte Kamin und der nicht minder mächtige Kachelofen.

Nur der Flussblick blieb. Denn Schloss Lieser war zwischendurch eine Ruine. Wasserschäden und eingebrochene Decken, dazu die Folgen jahrelanger Nichtnutzung und -beheizung raubten den Glanz des Haupthauses und des nicht unterkellerten Zubaus.

Umfangreich restauriert

Dass es das Märchendomizil heute überhaupt noch gibt, verdankt es vor allem einem Mann. Piet Kilaars, niederländischer Millionär, investierte zehn Jahre Bauzeit und kolportierte 23 Millionen Euro, um das Juwel wiederherzustellen. Denn die einst mächtige Industriellenfamilie Schorlemmer starb 1990 aus. In ihren Besitz kam die Anlage durch Puricellis Schwiegersohn Clemens von Schorlemmer. Der wiederum war ein Spezi Kaiser Wilhelms gewesen, er vertrat den protestantischen Preußen sogar bei eine Papst-Audienz, weiß man in Lieser.
Sieben Jahre wirkte der Weingutsbesitzer auch als Preußens Landwirtschaftsminister. Sohn August wiederum saß dem deutschen Weinbau während der Zwischenkriegszeit als Präsident vor. Doch als die letzte Erbin, Baronesse Marliese Rheinen, mit 92 Jahren starb, verfiel das Gebäude zusehends. „Sie selbst bewohnte am Ende nur mehr einige wenige Räume“, erzählt Andreas Heidingsfelder.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.