Hotellerie

„Mitnahme-Gegenstände“: Und die Chaiselongue bekommt Beine

(c) imago images/Steve Bauerschmidt (Steve Bauerschmidt via www.imago)
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Die große Mehrheit der Gäste weiß, was sich und dem Hotel gehört. Doch einige lassen gern einmal etwas aus dem Zimmer, der Lobby, dem Spa mitgehen. Von Klauklassikern und dreister Beute. Eine kleine Umfrage bei Hoteliers.

Die Hoteliers mauern. „Zu heiß“, „da trauen wir uns nicht drüber“, „interessantes Thema, aber nichts, worüber man reden will“, heißt es durch die Bank – auf die Frage: „Was wird in Hotels gestohlen?“ Auch die Österreichische Hoteliervereinigung breitet eher den Mantel des Schweigens aus. „Darüber will kaum ein Hotelier reden. Eine Story wäre ja wie eine Anleitung zum Stehlen.“ Hoffentlich ist sie das nicht, denn einige Hoteliers trauen sich schon und geben der „Presse“ Auskunft.

Einer der Diebe, nennen wir ihn besser Souvenirjäger, legte dabei höchste Kreativität an den Tag. Er ließ nicht einfach ein Bild aus dem Hotelzimmer mitgehen, nein, er machte es viel eleganter: Löste erst fein säuberlich die Etiketten von Limonaden- und Bierflaschen und pickte sie dann hübsch geordnet dorthin, wo einmal das von ihm entfernte Bild war. Das ließ er – ohne Rahmen freilich – mitgehen. Draufgekommen ist Bernhard Luef, Direktor der Wine & Spa Hotels Loisium in Langenlois und der Südsteiermark, erst, als die Hausdame fragte, ob man denn neue Bilder aufgehängt habe. „Das Bild, das der Gast mitgenommen hatte, war ein billiges, da war seine Kreation vielleicht sogar wertvoller“, schmunzelt Luef.

Nicht lustig fand er die Sache mit der Dame, die den TV-Flatscreen aus ihrem Zimmer in ihren Koffer gepackt und – an der Rezeption erwischt – behauptet hatte, das Zimmermädchen hätte ihn ihr untergejubelt. Auch Vorhänge wechselten schon den Besitzer, und vor allem Handtücher und Bademäntel. „Das ist kein Kavaliersdelikt mehr“, ärgert sich Luef, denn in jedem Hotel fehlen jährlich an die 1000 Handtücher und Hunderte von Bademänteln. „Das kostet uns dann schon mehrere Tausend Euro im Jahr.“

Damit ist er nicht allein, denn Handtücher und Bademäntel – vor allem, wenn sie gebrandet sind – sind in österreichischen Hotels die mit Abstand beliebtesten „Mitnahme-Gegenstände“, also echte Klauklassiker. Die allermeisten Hoteliers verfolgen die Souvenirjäger nicht. Motto: Lieber ein Handtuch weniger als ein verärgerter Gast, der dann ganz sicher nie wiederkommt. „Bei uns kommt nicht viel weg, etwa 100 große Liegetücher im Jahr“, sagt Alexander Tacoli, Geschäftsführer der See-Villa in Millstatt, einem Mitglied von Schlosshotels und Herrenhäuser. Aber einmal, erinnert sich der Hotelier, fehlten nach dem Besuch einer Reisegruppe alle, wirklich alle Handtücher und Bademäntel aus allen Zimmern. „Das haben wir uns dann schon vom Reiseveranstalter ersetzen lassen.“

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