Die Hacker suchten im Wiener Außenamt gezielt nach Dokumenten mit Russland-Bezug und saugten sie zum Teil auch ab. Das Schadprogramm trägt die Handschrift einer russischen Gruppe.
Wien. Es wird immer klarer, dass Russland hinter dem groß angelegten Cyberangriff auf das Außenministerium in Wien steckt. Die Schadsoftware, die in mehreren Schritten ins Haus am Minoritenplatz geschleust wurde, war darauf ausgelegt, in den Computern österreichischer Diplomaten gezielt nach Dokumenten mit Russland-Bezug zu suchen. Besonders interessant für die Hacker waren Informationen über die Beziehungen zwischen der EU und Moskau, über die Krim und die Ukraine. Die virtuellen Angreifer sollen das Datenreich des Außenamts systematisch mit Suchwörtern durchforstet haben. Das erfuhr „Die Presse“ aus mehreren Quellen.
Enge Kooperation mit der Schweiz
Der Sprecher des Außenamts, Peter Guschelbauer, wollte dazu „aus Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen“ keine Stellungnahme abgeben. Doch es ist nicht das erste starke Indiz, das deutlich in Richtung Russland weist. Die Hacker hinterließen in Wien eine ähnliche Handschrift wie bei Angriffen auf das deutsche Auswärtige Amt oder das Prager Außenministerium, die der sogenannten Turla-Gruppe zugeschrieben werden. Dabei handelt es sich um Cyberspionage-Teams, die in Verbindung mit dem russischen Militärgeheimdienst GRU stehen. Zu ihren Opfern zählen nach Informationen der „Presse“ auch staatliche Stellen Spaniens, der Slowakei und der Schweiz.