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Corona: Drei entscheidende Wochen

Eine Polizistin in Bangkok trägt zum Schutz vor Covid-19 Maske und Handschuhe.
Eine Polizistin in Bangkok trägt zum Schutz vor Covid-19 Maske und Handschuhe.(c) APA/AFP/MLADEN ANTONOV
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In Österreich wurden  14 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet. Gesundheitsminister Anschober spricht von drei entscheidenden Wochen im Kampf gegen die Epidemie.

Wien. Fast 87.000 Menschen sind weltweit an einer Coronavirusinfektion erkrankt, die meisten – 80.000 – davon in China. 2979 Menschen sind an den Folgen der Viruserkrankung gestorben – 40.000 wiederum sind mittlerweile wieder gesund.

Österreich

Vierzehn  Menschen sind in Österreich – Stand Sonntag – positiv auf Covid-19 getestet worden, vier dieser Neuinfektionen wurden am Sonntag bekannt: Es handelt sich zum einen um ein deutsches Paar auf Wien-Urlaub, das sich auf einer Karnevalsveranstaltung in Deutschland angesteckt haben dürfte. Bei beiden verläuft die Krankheit leicht, sie sind derzeit – abgeschottet – in ihrem Ferienappartement in Wien.

Zum anderen wurden ein Wiener und eine Wienerin (die einander nicht kennen) positiv getestet – sie halten sich in ihren jeweiligen Wohnungen auf, auch bei ihnen ist kein Spitalsaufenthalt notwendig.

Damit hält man bei acht Covid-19-Erkrankten in Wien, je zwei in Tirol und Niederösterreich und je einem in Salzburg und in der Steiermark. Österreichweit wurden mehr als 1800 Menschen auf den Sars-CoV-2-Erreger getestet. Für Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sind die nächsten drei Wochen entscheidend. „Es gibt drei Möglichkeiten der Entwicklung“, sagte er im ORF-Radio. Das Worst-Case-Szenario sei eine globale Pandemie. Der beste Fall sei, wenn sich das Virus ähnlich wie Sars Anfang der 2000er durch Absonderung „aushungern“ ließe. Der wahrscheinlichste Fall sei laut Experten des deutschen Robert-Koch-Instituts, dass sich Corona so ähnlich entwickelt wie die Influenza. „Das heißt, dass sie über die Sommermonate weg ist und dann im Winter kontinuierlich wiederkommen kann“, sagte Anschober.

Mit 14 Erkrankungsfällen sei die Zahl in Österreich so gering, dass man bisher alle Kontaktpersonen der Erkrankten erreichen konnte, sagt Bernhard Benka, Abteilungsleiter für übertragbare Erkrankungen im Gesundheitsministerium. Das Ministerium hat zudem eine Taskforce Corona eingerichtet, der auch zwei externe Berater – Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, und der Rektor der Med-Uni Wien, Markus Müller, angehören, auch die Info-Hotline (0800 555 621) wurde aufgestockt.

Italien

Europaweit ist Italien das Land mit den meisten Erkrankten, 21 Menschen sind am Virus gestorben. Am Sonntag wurde das Coronavirus erstmals in Kärntens Nachbarregion Friaul Julisch Venetien nachgewiesen, fünf Menschen wurden positiv getestet. Ein großer Teil der 1128 Infektionen ist in der Lombardei aufgetreten, hier sind auch viele schwerer erkrankt, was das lombardische Gesundheitssystem schwer belastet. Es sei so, „als wäre das regionale Gesundheitssystem mit einem Tsunami konfrontiert“, wird der Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten im Mailänder Krankenhaus Sacco zitiert. Private Ärzte und Pfleger sowie pensionierte Mediziner sollen nun helfen, einen Personalengpass zu vermeiden.

Kindergärten, Schulen und Universitäten in den Regionen Lombardei, Emilia Romagna und Venetien bleiben weiter geschlossen, um die Covid-19-Ausbreitung einzudämmen.

Geschlossen bleibt bis 8. März auch die Mailänder Scala. Venedigs Opernhaus La Fenice wiederum spielt am Montag und Dienstag zwei Konzerte – allerdings vor leerem Haus: Die Konzerte können live per Stream verfolgt werden. „Wenn die Zuschauer nicht zu uns kommen, werden wir sie erreichen“, sagt Fenice-Intendant Fortunato Ortombina.

Der Rest Europas

Auch in anderen Ländern Europas steigt die Zahl der Neuerkrankungen: In Deutschland wurden bis Sonntag 117 Infizierte registriert, die meisten in Nordrhein-Westfalen. In Frankreich gibt es rund 100 Erkrankte, Großbritannien meldete am Sonntag 36 Erkrankungen. In Kroatien und Griechenland wurden jeweils sieben Menschen positiv auf das Virus getestet, alle Erkrankten weisen nach Angaben der Behörden keine schweren Symptome auf. Luxemburg und Irland vermeldeten am Sonntag die jeweils erste Covid-19-Infektion.

Weltweit

Nach wie vor sind China (siehe auch S. 1) und Südkorea die Länder mit den meisten Corona-Fällen, in Südkorea sind allein am Samstag 594 Neuinfektionen registriert worden.

Weltweit werden Veranstaltungen abgesagt, so auch das Jahressymposium der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) in der Schweiz. Die USA, wo ein Mann an den Folgen der Virusinfektion verstorben ist, verschärften Reisehinweise für Italien und Südkorea. Zudem dürfen Ausländer, die in den vergangenen 14 Tagen im Iran – das Land ist mit 978 Erkrankten ebenfalls stark von der Krankheit betroffen – nicht mehr in die USA einreisen.  (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2020)

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