Wie universell sind Emotionen? Im 19. Jh. versuchte der Hirnforscher Duchènne de Baillonnes mit elektrischen Stimuli Gefühlsausdrücke hervorzurufen und messbar zu machen.
„Geschichte der Gefühle“

Wie anders fühlten Menschen vergangener Zeiten?

Empfindungen wandeln sich in der Geschichte, viele gehen verloren, zeigen sogenannte Emotionshistoriker. Doch an dieser neuen Disziplin ist vieles alt: Philologen etwa waren Vorreiter in historischer Empathie.

Wenn der Historiker Plutarch es schrecklich fand, Tiere zu töten und ihr Fleisch zu essen – empfand dieser Mann Ähnliches wie heutige Vegetarier? Was fühlten im 16. Jahrhundert Forscher, die Tiere bei lebendigem Leib auf Bretter nagelten und aufschlitzten, weil Wesen ohne Seele ja keinen Schmerz empfinden könnten? Wie erlebte Hildegard von Bingen eine von göttlicher Grünkraft durchdrungene Welt? Und trennen Welten den Zorn, der Homers Held Achill durchdrungen hat, von unserem? Wie Menschen früherer Zeiten gedacht haben – das erforschen Historiker fast buchstäblich, seit es sie gibt. Wie aber fühlten Menschen vergangener Zeiten? Seit dem neuen Jahrtausend gibt es auch dazu eine eigene Disziplin, die Emotionsgeschichte. Sie versucht, nachzuvollziehen, wie Menschen früherer Zeiten die Welt erlebt haben, betonen aber Sinne, Körper, Emotion.

Descartes: Tierschmerz gibt es nicht

Man müsste Tausende Abhandlungen über historische Spielarten der Liebe vergessen, um zu glauben, dass Emotionshistoriker grundsätzlich Neues erfinden. Sie stehen auch insofern in guter geisteswissenschaftlicher Tradition, als sie davon ausgehen, dass wir keinen direkten Gefühlsdraht zu Menschen früherer Kulturen haben, dass historische Empathie Wissen voraussetzt. Auch das menschliche Empfinden ist, von Grundzutaten abgesehen, keine biologische Konstante, wird etwa durch Normen und Denkweisen mitgeformt (Emotionshistoriker berufen sich gern auf einen Begriff der Hirnforschung, die „Neuroplastizität“).

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