Urschitz meint

Die Ökonomen und der Liebe Augustin

Zwischen Corona-Panik und Abwiegelei gibt es noch die Realität.

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich erwartet nach der Corona-Krise eine „längere konjunkturelle Schwächephase“: Eine rasche Erholung nach einem kurzen Einbruch, also das erhoffte „V-Muster“, sei „extrem unwahrscheinlich“. Immerhin seien wichtige Lieferketten aus Asien unterbrochen. Und mit der Lombardei und Venetien hat es eines der industriellen Kerngebiete Europas empfindlich erwischt. Auch die OECD gibt Konjunkturalarm.

Kein Wunder, dass in europäischen Staatskanzleien die Köpfe rauchen. Italien etwa will sowohl Privaten als auch Unternehmen unter die Arme greifen, auch Deutschland denkt bereits vage über ein Konjunkturpaket nach.

In Österreich sieht man das noch easy. Finanzminister Gernot Blümel hat am Sonntag gemeint, ein Konjunkturpaket sei nicht nötig, zumal man die wirtschaftlichen Folgen ja noch gar nicht abschätzen könne. Mit Letzterem hat er zweifellos recht: In der Anfangsphase einer möglichen Pandemie kann man wirklich nicht sagen, was uns noch blüht.

Und Blümel hat ja auch brandneue Prognosen der Industriellenvereinigung und des IHS in der Tasche, die abwiegeln, was das Zeug hält: Eine Rezession sei nicht abzusehen, China werde sich mit einer Verringerung um lediglich 0,15 Prozent der Bruttowertschöpfung niederschlagen, also so gut wie nicht der Rede wert. Außerdem sei die Grippe für den Einzelnen ohnehin viel riskanter.

Das Ganze erinnert ein bisschen an den Frohsinn des Lieben Augustin, der damit ja tatsächlich eine Nacht in der Pestgrube überlebte. Allerdings: Die beiden coronagelähmten Gebiete in Norditalien erwirtschaften fast ein Drittel des italienischen BIPs. Italienische Ökonomen halten deshalb für heuer einen BIP-Rückgang um ein bis drei Prozent für möglich. Das wäre eine heftige Rezession. Auf dem drittwichtigsten Exportmarkt Österreichs.

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