Coronavirus

Rätselraten um Patient null in Wiener Anwaltskanzlei

Der schwer erkrankte Wiener Anwalt dürfte nicht der Verursacher der weiteren drei Infektionen in seiner Kanzlei sein. Indes ist die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle in Österreich am Mittwoch um vier auf 28 gestiegen.

Der schwer am neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 erkrankte Wiener Anwalt dürfte nicht der Verursacher der weiteren drei Infektionen in seiner Kanzlei sein - betroffen sind zwei Anwälte und eine junge Juristin, die mittlerweile als Rechtspraktikantin dem Landesgericht für Strafsachen zugeteilt ist. Davon gehen die Behörden aus. Nun wird nach dem Auslöser der Infektionskette gesucht.

Seitens des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) hieß es am Mittwoch, keine der drei neuerkrankten Personen - allesamt zeigen einen asymptomatischen bzw. leichten Verlauf und befinden sich in häuslicher Quarantäne - habe Kontakt zu dem älteren Anwalt gehabt, der seit längerem im Kaiser-Franz-Josefspital behandelt wird und der nicht mehr ansprechbar ist. Die Behörden gehen daher davon aus, dass sich die vier Juristen entweder bei einem externen Krankheitsträger infiziert haben oder der Verursacher ein weiterer Kanzleimitarbeiter ist, dessen Erkrankung mit dem Coronavirus inzwischen wieder ausgeheilt ist. Denn abgesehen von den drei positiven Proben gibt es vorerst keine weitere bestätigte Erkrankung in der betroffenen Kanzlei Wolf Theiss.

"Es muss ein Person geben, die sowohl mit dem älteren Anwalt Kontakt hatte wie auch mit den drei anderen positiv getesteten oder zumindest mit einer davon", vermutet man im KAV. In diese Richtung laufen nun die behördlichen Ermittlungen. In diesem Zusammenhang wird betont, dass die Zusammenarbeit mit der Kanzlei Wolf Theiss "hervorragend und völlig reibungslos" verlaufe. Das Unternehmen hat hinsichtlich der erkrankten Mitarbeiter detaillierte Bewegungs- und Kontaktprofile er- und den Behörden zur Verfügung gestellt, die sämtliche Personen erfassen, mit denen die Betroffenen in der jüngeren Vergangenheit Umgang hatten und die das Coronavirus in die Kanzlei eingeschleppt haben könnten.

Zahl der Infektionen auf 28 gestiegen

Indes ist die Zahl der bestätigten Fälle einer Infektion mit dem Coronavirus in Österreich weiter angestiegen: Mit Stand Mittwochabend waren es 28 und damit um fünf mehr als am Abend zuvor.

Bei einem Fall handelt es sich um eine Frau in Wien, die nach einem Aufenthalt in Italien positiv getestet wurde. Es handle sich nicht um einen schweren Fall. Die Frau werde wohl unter häusliche Quarantäne gestellt.

In Niederösterreich wurden zwei Fälle bekannt. Betroffen sind Personen aus dem Bezirk Korneuburg. Beide befinden sich in häuslicher Quarantäne. Die Erkrankten seien Kontaktpersonen eines schon zuvor bestätigten Falles, wurde betont. Auch alle drei bisher in Niederösterreich als infiziert erfassten Personen stammen aus dem Bezirk Korneuburg.

Auch ein neuer Fall in Salzburg wurde gemeldet. Eine 44-jährige Urlauberin aus Köln wurde in der Gemeinde Untertauern (Pongau) positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden. Die Deutsche befindet sich in ihrem Hotel isoliert in Quarantäne.

Zuletzt wurde am Mittwoch ein weiterer Fall in der Steiermark gemeldet. Betroffen ist ein 49-Jähriger aus dem Bezirk Weiz. Auch bei ihm verlaufe die Krankheit mild. Wo er sich angesteckt haben könnte, sei unklar. Er befindet sich in häuslicher Quarantäne. In der Steiermark gibt es damit insgesamt vier Fälle.

„Niemand kommt mehr in Ambulanz und sagt, ich habe Symptome“

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zeigt sich jedenfalls über die Informationsoffensive zum neuartigen Coronavirus zufrieden. Diese zeige ihre Wirkung in der Bevölkerung. "Niemand kommt mehr in eine Spitalsambulanz und sagt, ich habe Symptome", sagte Anschober. "Man wartet zu Hause, genauso wie wir das geplant haben." Damit sollen weitere Ansteckungen verhindert werden.

Das System sei bei den Bürgern angekommen, sagte der Minister. Geschuldet sei das den beiden Informations-Hotlines, die gut angenommen werden. Die Ages-Hotline, wo es um allgemeine Fragen zum Coronavirus geht, hat rund 5000 Anrufe pro Tag. Die Gesundheits-Hotline 1450 wird täglich 3000 Mal kontaktiert.

Kreditzusagen für Unternehmen

Unterdessen hat die Regierung für besonders stark betroffene Unternehmen ein kurzfristiges Maßnahmenpaket geschnürt - dazu gehören Kreditgarantien im Ausmaß von zehn Millionen Euro und wenn nötig auch Kurzarbeit in Betrieben. Das kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch an. "In Österreich, und das ist die gute Nachricht, gibt es derzeit keinen Grund zur Verunsicherung", sagte Kurz nach einem Treffen der zuständigen Minister mit Vertretern der Sozialpartner.

Kurzfristig werde die Krise Österreichs Wirtschaftswachstum um 0,1 Prozentpunkte dämpfen, aber selbst dann werde man ein Wachstum von über einem Prozent haben, sagte Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer. Einige Betriebe, Branchen und Regionen seien aber stärker betroffen. Dazu gehören die Transport- und die Tourismusbranche sowie jene, die besonders viel Handel mit Italien treiben. Das Exportvolumen nach Italien betrage rund zehn Milliarden Euro, davon kämen drei Milliarden Euro allein aus Kärnten, berichtete Mahrer.

„Lebenslust“-Messe abgesagt

Auch in Österreich fallen wegen des Coronavirus immer mehr Veranstaltungen ins Wasser. Die Messe Wien sagt die Seniorenmesse "Lebenslust" ab. Sie hätte von 11. bis 14. März stattfinden sollen. Etwa 30.000 Besucher wären gekommen. Ob die beiden anderen großen Frühjahrsmessen, die Wohnen & Interieur und die Wiener Immobilienmesse, abgehalten werden, wird in Kürze entschieden.

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