Weltfrauentag

Hofburg in Frauenhand: "Zukunft gehört der Gleichstellung der Geschlechter"

VERANSTALTUNG ZUM INTERNATIONALEN FRAUENTAG 2020: VAN DER BELLEN / SCHMIDAUER / BIERLEIN / MOSER / MAHLODJI
VERANSTALTUNG ZUM INTERNATIONALEN FRAUENTAG 2020: VAN DER BELLEN / SCHMIDAUER / BIERLEIN / MOSER / MAHLODJIAPA/HANS PUNZ
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Präsident Alexander Van der Bellen und seine Ehefrau, Doris Schmidauer, luden in den Amtssitz in Wien, um den Weltfrauentag zu begehen. Altbundeskanzlerin Brigitte Bierlein appellierte an das Vertrauen in einen selbst.

Die Hofburg ist am Donnerstag ganz im Zeichen der Frauen gestanden. Anlässlich des internationalen Frauentages am 8. März luden Bundespräsident Alexander Van der Bellen und First Lady Doris Schmidauer zahlreiche Frauen in die Präsidentschaftskanzlei, um ihnen einen Rahmen zur Vernetzung zur Verfügung zu stellen und um ihnen Mut zu machen.

"Die Zukunft gehört der Gleichstellung der Geschlechter", sagte Schmidauer in ihrer Eröffnungsrede. "Dieses Ziel wollen wir konsequent und gemeinsam verfolgen", kündigte sie an und betonte, dass man dafür hartnäckig bleiben müsse, denn es gebe noch viel zu tun.

Van der Bellen: „Frauenrechte nicht nur Frauensache“ 

Bundespräsident Van der Bellen erkannte an, dass Frauen für ihre Rechte stets kämpfen mussten. Frauenrechte seien aber nicht nur Frauensache, sagte er und freute sich, dass am Donnerstag so viele starke Frauen in die Hofburg gekommen waren - und natürlich auch ein paar Männer.

Bei einer Podiumsdiskussion, die von Schmidauer moderiert wurde, berichtete unter anderem Ex-Kanzlerin Brigitte Bierlein von ihrem beruflichen Werdegang. In vielen Positionen sei sie "die Erste" gewesen, betonte Schmidauer - so ist Bierlein sowohl die erste Frau an der Spitze des Verfassungsgerichtshofs als auch die erste Bundeskanzlerin Österreich gewesen.

Noch mehr zum Frauentag im "Presse"-Podcast:

„Brauchen wir den Frauentag noch?", fragt Anna-Maria Wallner in dieser Folge vom Podcast 18'48'' die ehemaligen Frauenministerinnen von ÖVP und SPÖ, Maria Rauch-Kallat und Gabriele Heinisch-Hosek. Die sagen natürlich „Ja“ darauf und erklären, warum. Außerdem erzählt Christian Berger, was aus dem Frauenvolksbegehren 2.0 wurde.

Als der berühmte Anruf aus der Hofburg gekommen sei und Van der Bellen gefragt habe, ob sie Kanzlerin werden wolle, sei ihre erste Reaktion eher ablehnend gewesen. "Furchtbar, nein das kann ich nicht", habe sie sich damals gedacht, erzählte Bierlein. Van der Bellen habe sie damals schon darauf aufmerksam gemacht, dass das eine typische Frauenantwort sei, berichtete Bierlein, während Van der Bellen im Publikum schmunzelnd lauschte. Dann habe sie sich gedacht: "Wann wird das nächste Mal eine Frau gefragt?", erzählte die Juristin - und um ein starkes Zeichen für Frauen zu setzen, habe sie zugesagt.

„Wichtig, jemanden zu haben, der an einen glaubt“ 

Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, erzählte dem Publikum bei der Veranstaltung von ihrer Kindheit. Als kleines Mädchen habe sie den Plan gehabt, "Heilige" zu werden, erzählte sie. Ein erster Schritt sei gewesen, Ministrantin zu werden - das sei damals aber noch nicht möglich gewesen. Deswegen habe sie beschlossen, feministische Theologin zu werden. Als sie eine Professur anpeilte, riet man ihr, "das Feministische" zu lassen. Aus Protest sei sie dann Religionsjournalistin geworden - und weil auch dort bald die gläserne Decke erreicht gewesen sei, wurde sie Pfarrerin.

Auch in Anbetracht ihrer Geschichte betonte sie, dass es nicht nur eine persönliche Sache sei, ob Frauen Erfolg haben oder nicht. Es hänge immer mit den Strukturen und mit der Gesellschaft zusammen.

Der Gründer der Berufsorientierungsplattform Watchado, Ali Mahlodji, war am Donnerstag einer der wenigen Männer in der Hofburg. Er sagte, er wollte nie akzeptieren, dass seine Zukunft verbaut sein sollte - nur weil er Flüchtling und Schulabbrecher gewesen sei und einen komischen Namen habe. Das wichtigste sei, jemanden zu haben, der an einen glaubt, sagte er. Bei ihm sei es seine Mutter gewesen, die ihn immer ermutigt habe, egal wie schlecht seine Noten in der Schule waren.

Bierlein: Frauen müssen sich selbst etwas zutrauen

Zum Thema Feminismus sagte Bierlein, es sei wichtig, dass Frauen sich selbst etwas zutrauten. Den Kontakt mit den Herren solle man aber nicht ganz abbrechen, scherzte die Ex-Kanzlerin. Moser würde sich vor allem eine neue Bewertung in der Gesellschaft wünschen - denn wer sage, dass der Manager mehr leiste oder wertvoller sei als die Alleinerzieherin? Auch ein gleichberechtigter Zugang in der Hausarbeit sei wichtig.

In mehreren kleinen Podiumsrunden stellten sich über den Tag verteilt Frauen in der Wirtschaft, verschiedene Frauenorganisationen, Netzwerke und Plattformen und Frauen mit Behinderungen vor. Den Abschluss bildete ein Konzert von Ina Regen und Anna F. mit Band.

(APA)

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