Kommentar

Das elektrische PS-Wettrüsten

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Künstlicher Motorsound, „Turbo"-Signet und vor allem jede Menge PS: Wie sich die Autoindustrie Elektromobilität vorstellt.

Lassen wir einmal die Kilowatt beiseite. Es ist dies zwar die korrekte Maßeinheit für Leistung, aber wenn die Autoindustrie ihren elektrischen Spieltrieb entdeckt, müssen die guten, alten Pferdestärken her.

Rollen wir einmal die Neuerscheinungen der deutschen Marken an die Startlinie: Der Porsche Taycan tut es nicht unter 530 PS Maximalleistung. Damit seinen Besitzern die Trennung von alten Gewohnheiten nicht so schwerfällt, ist auch eine "Turbo"-Variante im Programm (761 PS).

Bei BMW überlegt man inzwischen, die Phantomschmerzen des verlorenen Verbrennungsmotors durch Geräusche zu lindern. V8-Sound im Stromauto, das erinnert an die Spielkarten, die wir uns mit Wäscheklammern in die Speichen unserer Fahrräder steckten. Der solcherart brummende BMW i4, für das nächste Jahr angesagt, entbietet "bis zu 530 PS", wie der Hersteller stolz verkündet. Das kommende S-Modell des Audi e-tron kommt nur auf knapp 500 PS. Die Null-auf-Hundert beißt er in viereinhalb Sekunden weg. Man kann schon gespannt sein, wie künftige AMG-Modelle von Mercedes den Asphalt aufreißen werden.

Das neue Elektro-PS-Wettrüsten ist indes kein deutsches Phänomen. Tesla hat es gestartet. Und als man vom schnellen Porsche Wind bekam, schickte man flugs ein Expertenteam auf die Nordschleife. Zweck: Rekordfahrt. War da nicht einmal etwas mit Klimaschutz? Ach so: Der ist ja dringend. Braucht also ganz schnelle Autos. (tiv)

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