Epidemie

Erster Coronavirus-Fall bei der EZB

APA/dpa/Boris Roessler
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Rund 100 Kollegen eines infizierten Mitarbeiters der Europäischen Zentralbank müssen vorsorglich von zu Hause arbeiten.  Anleger erwarten indes, dass der Einlagenzins in zwei Schritten auf minus 0,7 gesenkt wird.

Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt es einen ersten bestätigten Coronavirus-Fall. Ein Mitarbeiter sei positiv auf den neuartigen Erreger getestet worden, teilte die EZB am Montagabend in Frankfurt am Main mit.

Rund 100 Kolleginnen und Kollegen, die in der Nähe des Betroffenen gearbeitet haben, sollen als Vorsichtsmaßnahme demnach nun von zu Hause aus arbeiten. "Potenziell betroffene" Büros würden gründlich gereinigt.

Die EZB hatte erst am Montag den Notfall getestet und ihre rund 3700 Beschäftigten in Frankfurt am Main aufgefordert, von zu Hause zu arbeiten. Mit dem eintägigen Homeworking-Test sollte vor allem die IT-Infrastruktur der Zentralbank getestet werden - also etwa das Funktionieren der Datenübermittlung. Der Test sei "erfolgreich" verlaufen, erklärte die EZB.

Die EZB hatte bereits in der vergangenen Woche erste Vorsichtsmaßnahmen wegen der Ausbreitung des Coronavirus getroffen. Die Mitarbeiter sollen auf nicht unbedingt nötige Dienstreisen verzichten, alle nicht notwendigen Besuche sollen unterbleiben, Konferenzen in den Räumlichkeiten der EZB wurden verschoben.

Investoren erwarten Zinssenkungen

Am Donnerstag trifft sich der EZB-Rat zu seiner nächsten geldpolitischen Sitzung. Beraten werden die Ratsmitglieder über zusätzliche Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft in der Eurozone wegen der Belastungen durch die Coronavirus-Epidemie.  Investoren am Geldmarkt spekulieren  auf zwei Zinssenkungen der EZB bis Anfang Juni. Wie aus den Kursen am Montag hervorging erwarten Anleger mittlerweile zu 100 Prozent, dass die Europäische Zentralbank bis dahin ihren sogenannten Einlagenzins in zwei Schritten um zusammen 0,20 Prozentpunkte auf minus 0,70 Prozent senken wird.

Vergangene Woche wurde bis Anfang Juni nur eine Zinssenkung um 0,10 Prozentpunkte erwartet. Ein negativer Einlagensatz bedeutet, dass Geldhäuser Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie über Nacht überschüssige Gelder bei der Notenbank horten. Die EZB will damit erreichen, dass Institute stattdessen mehr Kredite an die Wirtschaft ausreichen, was der Konjunktur zugutekommen würde.

Experten leiten die Wahrscheinlichkeit für Zinsschritte der Notenbank aus der Kursentwicklung der Geldmarkt-Futures ab, die auf die entsprechenden Tage der EZB-Zinssitzungen datiert sind. Maßgeblich ist hier der jeweilige Future auf den Interbanken-Zins Eonia, zu dem sich Geldhäuser untereinander Geld leihen. Das sind Wetten darauf, wie dieser Satz am jeweiligen Tag der EZB-Zinssitzung aussehen wird. Aus der Differenz zwischen dem aktuellen Satz und den Eonia-Futures berechnen Geldmarktexperten Wahrscheinlichkeiten für Zinsschritte der Euro-Wächter.

Die Coronavirus-Krise und der Ölpreiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland lösten am Montag massive Börsenturbulenzen aus. Die langfristigen Inflationserwartungen für die Eurozone sanken auf historische Tiefstände.

Deutsche Bank sagt 150-Jahr-Feier ab

Die Deutsche Bank sagt die für den 21. März in Berlin geplante Feier zu ihrem 150-jährigen Bestehen ab. Diese Entscheidung habe man wegen der weiteren Ausbreitung des Coronavirus getroffen, schrieben Vorstandschef Christian Sewing und Aufsichtsratschef Paul Achleiter den Mitarbeitern.

Zudem verschärft Deutschlands größtes Geldhaus seine Notfallmaßnahmen und arbeitet nun auch an ihren Standorten in Großbritannien mit geteilten Teams. Ein Teil der Mitarbeiter arbeite seit Montag an einem Ausweichstandort. Auch werde man einige Mitarbeiter bitten, von zuhause aus zu arbeiten.

In Singapur, China, Hongkong und Italien arbeiten die Deutsche-Bank-Mitarbeiter schon seit längerem aufgeteilt von zu Hause aus und in Büros. Auch in der Schweiz ist das seit einigen Tagen der Fall.

Ein Mitarbeiter der Deutschen Bank in Frankfurt ist positiv auf das Coronavirus getestet worden.  Als Konsequenz sollen Beschäftigte in seinem Umfeld von unterschiedlichen Orten aus arbeiten, teilweise auch von zu Hause. Finanzkreisen zufolge ist von der Maßnahme eine höhere zweistellige Zahl von Mitarbeitern betroffen.

(APA/Reuters)

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