Dow Jones rutscht erstmals seit der Finanzkrise in den Bärenmarkt

Nach der leichten Erholung am Dienstag belastete die Corona-Krise am Mittwoch erneut die US-Börsen. Nachdem die WHO eine Pandemie ausrief, rutschte der wichtige Leitindex Dow Jones erstmals seit elf Jahren in den Bärenmarkt.

Die US-Börsen haben am Mittwoch erneut mit schweren Kursverlusten geschlossen. Die Ausbreitung des Coronavirus sorgte weiterhin für massive Belastung an den Aktienmärkten. Der Erholungsversuch vom Vortag, als die New Yorker Aktienindizes jeweils fast fünf Prozent zugelegt hatten, setzte sich somit nicht fort.

Am Mittwoch ging der Dow Jones nun um 5,86 Prozent tiefer bei 23.553,22 Punkten aus dem Handel. Prozentuell betrachtet gehört der Handelstag damit zu den 50 schwächsten in der Geschichte des Index. Zudem hat der Dow von seinem Mitte Februar erreichten Höchststand mittlerweile mehr als 20 Prozent verloren. Damit befindet er sich nun nach einer häufig verwendeten Definition in einem "Bärenmarkt". Alle 30 Dow-Werte notierten am Mittwoch im Minus. Es handelt sich um den ersten Bärenmarkt seit der Finanzkrise. Noch am Montag feierte der Bullenmarkt (anhaltend steigende Kurse) seit elfjähriges Bestehen. Im März vor 20 Jahren gab es übrigens auch ein ziemliches unschönes Ereignis: Da platzte die Dotcom-Blase.

Auch der marktbreite S&P-500-Index gab um 4,89 Prozent auf 2.741,38 Zähler nach. Der technologielastige Nasdaq Composite fiel um 4,70 Prozent auf 7.952,05 Zähler.

Investoren haben „extreme Angst"

Zwischenzeitlich waren die Verluste noch stärker ausgefallen, so war der Dow bis zu 6,73 Prozent im Minus gelegen. In den letzten Handelsminuten konnte er seine Verluste aber noch etwas eindämmen. „Wir können die Panik an den Aktienmärkten sehen“, sagt Jerry Braakman von First American Trust. “Die große Frage für die meisten Leute ist, ob wir den Boden bereits gesehen haben? Ich denke wir sind erst auf dem halben Weg.“ Der Fear & Greed- Index (Angst und Gier) steht derzeit bei einem Wert von vier - Investoren haben also extreme Angst. Bei einem Wert von 100 wären sie dagegen extrem gierig und der Ansicht, dass es noch weiter nach oben geht.

Wie groß gegenwärtig die Verunsicherung am Markt ist, zeigt auch ein Blick auf den Volatilitäts-Index Vix. Der auch als "Angstbarometer" bekannte Index stieg am Mittwoch zwischenzeitlich auf über 60 Punkte. So hoch war die Nervosität an der Wall Street letztmals Ende 2008 auf dem Höhepunkt der großen Finanzkrise.

WHO stuft Coronavirus als Pandemie ein

Der erneute Absturz an den Börsen war eine Folge der Bekanntgabe der Weltgesundheitsorganisation: Sie stuft die Verbreitung des neuen Coronavirus nun als Pandemie ein. Das sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch in Genf. Tedros kritisierte dabei fehlendes Handeln durch die Staaten weltweit. "Wir haben die Alarmglocken laut und deutlich geläutet", erklärte der WHO-Chef.

Nach Angaben der WHO hat sich das Virus inzwischen in 115 Länder ausgebreitet, fast 4.300 Menschen sind gestorben. "Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Tagen und Wochen die Zahlen weiter ansteigen werden", sagte Tedros.

Luftfahrt sackt ab

Bei den Einzelwerten standen an der Wall Street Werte aus der Luftfahrtbranche erneut stark unter Druck. Die Titel des Flugzeugherstellers Boeing brachen um über 18 Prozent ein. Das Unternehmen ruft eine knapp 14 Mrd. US-Dollar schwere Kreditlinie bei Banken vollständig ab, um sich gegen die Belastungen durch das Coronavirus zu stemmen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen berichtet. Boeing hatte die Kreditlinie im vergangenen Monat von einem Bankenkonsortium erhalten, um die mit dem 737 Max verbundenen hohen Mittelabflüsse zu finanzieren

Die Aktien der Fluglinien American Airlines (minus 4,4 Prozent) und United Airlines (minus 6,1 Prozent) verloren ebenfalls stark.

Auch der Tourismussektor war schwer betroffen. Die Anteilsscheine der Kreuzfahrtreederei Carnival brachen um rund neuneinhalb Prozent ein, die Titel des Online-Reisebüros Expedia verloren sogar 10,8 Prozent.

Daneben zeigten sich Ölwerte besonders schwach. Die Apache-Titel brachen um satte 23,3 Prozent ein, während die Papiere von Halliburton über neuneinhalb und die Aktien von ConocoPhillips 6,7 Prozent verloren.

(APA/nst)

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