Museum

Lentos: Eine verwaiste Kulturlandschaft

Ab Freitag ist sie wirklich so verlassen, wie sie aussieht: die dystopische Landschaft, die Pawel Althamer im großen Lentos-Oberlichtsaal aufbaute.
Ab Freitag ist sie wirklich so verlassen, wie sie aussieht: die dystopische Landschaft, die Pawel Althamer im großen Lentos-Oberlichtsaal aufbaute.(c) Susanne Maschek
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Die Dystopie, die Pawel Althamer im Linzer Museum aufgebaut hat, wirkt unheimlich prophetisch. Bis Donnerstag war sie noch zu sehen. Jetzt ist sie doppelt verlassen.

Das Setting bekam in den den vergangenen Tagen unvorhersehbare, fast unheimliche Brisanz: Im Lentos, einem der letzten größeren Museen in Österreich, die zumindest bis Donnerstag noch offen hielten, fand man im großen Oberlichtsaal eine dystopische Kulturlandschaft. Drei ausgedehnte Inseln aus trockener Erde, aufgeschüttet auf rohe Holzpaletten, umkreiste man hier zunehmend verhalten, die Arme verschränkt. Man passierte halb vertrocknete Stauden, Gewächse, die in karger Erde stecken. Zog an Konsummüll, einer Schaufel, alten Ziegeln, einzelnen Pflastersteinen vorbei. Da, zu den Füßen, das Miniaturmodell einer Tempelanlage, als hätten Kinder sie in Sand gebaut, nur viel präziser. Eine kleine, ihr Kind säugende Frau, aus dem Lehm ihrer Umgebung herausgeknetet.

Und wenn man den Blick hob? Dann sah man vier kolossale Karyatiden, grob aus Holz geschnitzt, die schwere Balken tragen, mitten in dieser archaischen Gstätten. Stilistisch eine seltsame Mischung – eine der Figuren wirkt fast wie von Klimt entworfen, die andere kosmonautisch, wie in einem Raumanzug steckend, der Gesicht, aber auch Geschlechtsteile freilässt. Im Hintergrund kniet eine Art Meerjungfrau auf einer afrikanischen Maske. In welche verlassene Kultstätte ist man hier geraten? Unweigerlich muss man an die Szene aus „Planet der Affen“denken, in der an einem Strand die Reste der versunkenen Freiheitsstatue auftauchen, aus einer anderen Zeit, einer anderen Welt.

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