Noch hält die Logistikkette der Schwarzmüller Gruppe

Der oberösterreichische Fahrzeughersteller kann Ausfälle von zehn bis 15 Prozent der Mitarbeiter abfangen.
Der oberösterreichische Fahrzeughersteller kann Ausfälle von zehn bis 15 Prozent der Mitarbeiter abfangen.Schwarzmüller Gruppe
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Der oberösterreichische Fahrzeughersteller kann Ausfälle von zehn bis 15 Prozent der Mitarbeiter abfangen. Darüber wird es kritisch.

Österreich schottet sich zu seinen Nachbarn ab. Tschechien hat seine Grenzen dicht gemacht und lässt keine Österreicher mehr einreisen. Ungarn hat seine Grenzen zu Österreich noch eingeschränkt offen, kontrolliert aber massiv. In allen drei Ländern hat die Schwarzmüller Gruppe aus Oberösterreich ein Produktionswerk. Das Familienunternehmen aus Oberösterreich ist einer der größten europäischen Komplettanbieter für gezogene Nutzfahrzeuge, hat fast 2300 Beschäftigte, davon 1150 in Österreich, und davon 800 in der Produktion in Hanzing.

„Noch ist die Versorgungssituation halbwegs stabil“, sagt Schwarzmüller-CEO Roland Hartwig. „Wir kaufen viele Teile im Umkreis unserer Fabriken. Aus China erhalten wir keine Lieferungen.“ Was bei dichten Grenzen Schwarzmüller in Bedrängnis bringen würde, sind die Inter-Company-Lieferungen zwischen den drei Werken in Hanzing (OÖ), Zebrák (CZE) und Dunaharaszti (HUN). „Wir fertigen Kernkomponenten wie Baugruppen für die ganze Gruppe und versorgen uns untereinander“, sagt Hartwig. „Wenn die Logistikkette unterbrochen wird, dann haben wir nur noch wenig Spielraum.

Im Vorjahr hat die Schwarzmüller Gruppe 9441 Fahrzeuge gebaut. „60 Prozent der Fahrzeuge sind individuell“, sagt Hartwig - also außerhalb des Baukastens. Produziert wird je nach Fertigung im Zwei- und Dreischichtbetrieb. „Bei Grippezeiten können wir bei Ausfällen von zehn bis 15 Prozent der Mitarbeiter normal weitermachen. Darüber hinaus haben wir Produktionsausfälle, die wir nicht mehr abfangen können“, sagt der Schwarzmüller-CEO.

Corona ist eine ernsthafte Bedrohung. Krisenpläne wurden gemacht. Was Prognosen bezüglich Corona-Auswirkungen fürs Geschäftsjahr betrifft, könne man das heute noch nicht seriös machen. „Das wäre ein zu gewagter Blick in die Kristallkugel“, meint Hartwig. Schwarzmüller setzt seine Premiumfahrzeuge vor allem im mitteleuropäischen Raum ab. Größter Einzelmarkt ist Deutschland – dahinter folgen Österreich, Ungarn und Tschechien. „Italien ist vom Volumen her nicht so stark“, sagt Hartwig, „Wir haben dort nur drei Prozent Marktanteil. Aber die Anlieferungen nach Italien sind jetzt schon sehr schwierig.“


Ausblick auf 420 Millionen Euro.
Trotz Corona-Dämpfer blickt der Schwarzmüller-CEO vorsichtig optimistisch nach vorn. Für heuer erwartet sich der Fahrzeughersteller einen Umsatzschub von zuletzt 364 Millionen Euro auf 420 Millionen Euro. Wobei das nicht ausschließlich auf organisches Wachstum zurückzuführen ist. Rund 40 Millionen Euro kommen durch die Anfang Jänner erworbene Hüffermann Transportsysteme dazu, einen führenden deutschen Produzenten für Behältertransportanhänger.

Schwarzmüller selbst ist traditionell stark bei Fahrzeugen für den Fernverkehr, die 43 Prozent des Konzernumsatzes ausmachen. Wobei die Fahrzeuge für die Bauwirtschaft und Infrastrukturunternehmen mit 49 Prozent am Umsatz das stärkste Segment darstellen. „Im Fernverkehr erwarten wir keine großen Steigerungen mehr“, sagt der Schwarzmüller-Chef, „aber im anderen Bereich: Deutschland will 78,1 Milliarden Euro in den Fernstraßenbau investieren – dafür braucht man einige Kipper.“ Den Rest des Konzernumsatzes, acht Prozent, machen die Sonder- und Tankfahrzeuge aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2020)

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