Interview

Filmemacher in Saudiarabien: „Die Polizei bietet uns beim Drehen Schutz“

Es sei schwer, in Saudiarabien gute Schauspieler zu finden, sagt Haifaa al-Mansour: Agenturen gibt es keine. Mila Al Zahrani (l.) fand sie im Fernsehen.
Es sei schwer, in Saudiarabien gute Schauspieler zu finden, sagt Haifaa al-Mansour: Agenturen gibt es keine. Mila Al Zahrani (l.) fand sie im Fernsehen.Filmladen Filmverleih
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Haifaa al-Mansour drehte als Erste einen ganzen Film in Saudiarabien. Damals wollte sie mancher verjagen, heute kann sie die Polizei rufen. Schwierig haben es Filmemacher in ihrem Land aber immer noch, erzählt sie der „Presse“.

Im Jahr 2012 sorgte ein Film für internationales Aufsehen, der ein neues Kapitel des Weltkinos aufschlug: Haifaa al-Mansours Debüt „Wadjda“ war die erste Filmproduktion, die vollständig auf saudiarabischem Boden gedreht wurde. Überdies von einer Frau – und mit einem Inhalt, der sich subtil für Gleichberechtigung einsetzt. Seither hat sich einiges getan im saudischen Königreich: 2015 wurde Frauen das Stimmrecht in Lokalwahlen zugesprochen, 2018 endete ihr Autofahrverbot – und das Tabu öffentlicher Kinovorstellungen. Doch bis zur Gleichstellung und künstlerischen Freiheit liegt noch ein weiter Weg. Davon erzählt al-Mansour auch in ihrem jüngsten Film „The Perfect Candidate“, der vergangene Woche seinen österreichischen Kinostart erlebte: Darin wagt sich eine resolute junge Ärztin (Mila Al Zahrani) in den Wahlkampf, um ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. „Die Presse“ hat mit der 45-jährigen Regisseurin telefoniert.

Die Presse: „The Perfect Candidate“ ist der zweite Langspielfilm, den Sie in Saudiarabien umsetzen konnten. Dazwischen haben Sie in Europa und den USA gedreht. Hatten Sie von Anfang an vor, zurückzukommen?

Haifaa al-Mansour: Ja. Ich wollte Arbeitserfahrung im Westen sammeln, um zu Hause darauf aufzubauen. Nach meinem ersten Film „Wadjda“ war ich viel im Ausland. Das nährte Heimweh – und das Bedürfnis, wieder etwas erzählen zu können, was mir näher und vertrauter ist. Dass Saudiarabien sich verändert hat, spornte mich an. Kinos sind nicht mehr verboten, in der Kultursphäre herrscht Aufbruchstimmung. Es schien mir der richtige Zeitpunkt, um einen neuen Film vor Ort in Angriff zu nehmen.

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