Warum ritzt man Liebesbekenntnisse in Baumrinden, versieht Grabsteine mit Sinnsprüchen, weshalb versendet man als Kind eine Flaschenpost?
„Was mir der Tag zuträgt.“ Unter diesem Titel hat einst Peter Altenberg Erlebnisse und Eindrücke aufgezeichnet. „Spiegel sein der Dinge um sich her“, so beschrieb er sich. Ich begegne ihm manchmal, hier am Land, wohin meine Frau und ich uns zurückgezogen haben. Waldspaziergänge machen die Situation erträglicher. Peter Altenberg ist auch einmal hier gewesen, im Sommer 1915, in Weyer an der Enns. Im Gegensatz zu ihm trägt mir der Tag aber wenig zu. Absagen meistens: „Findet nicht statt.“ „Bis auf Weiteres verschoben.“
Die Situation einer relativen Isolation bringt eine Reise nach innen mit sich. Beim Ordnen der Bücher tauchen Erinnerungen auf. Etwa an ein Abendessen in Wien mit Harald Szeemann. Der geniale Museumsleiter genoss den Triumph seiner Monte-Verità-Ausstellung. Einen Zauberberg begabter Exzentriker und Eskapisten, nicht wenige unter ihnen Österreicher, hatte er gezeigt. Von einem seiner Schweizer Landsleute war er besonders angetan: Die Faszination, mit der er ihn beschrieb, hat sich auf mich übertragen.