Nur eine scheinbar entspannte Lektüre. Worüber sich der Italiener informiert? Über das „Coronavirus“ – das auch in seiner Sprache genau so heißt.
Linguistik

Auch Sprache kann sich infizieren

Das Wort „Coronavirus“ verbreitet sich unmutiert in viele Sprachen, obwohl es nach deutschem Muster gebaut ist. Das ergibt mehr Sinn als kuriose neue Anglizismen.

Wir hätten ahnen können, was auf uns zukommt. Schon wegen des Wortes: „Coronavirus“ hat sich als sprachliche Dampfwalze über den Erdball verbreitet. Als ich im Februar ein Hotelzimmer in Italien abbestellte, grübelte ich noch, ob es dort wohl „virus di corona“ oder einfach „virus corona“ heißt. Aber wie seltsam: Sie sagen dazu so wie wir. Ebenso die Franzosen, Spanier und Portugiesen. Eigentlich ist es romanischen Sprachen fremd, Komposita durch Zusammenkleben von Wörtern zu bilden, die sich dann zu amorphen Ungetümen auswachsen können. Das ist unsere Spezialität, die der germanischen Sprachfamilie, zu der sich die finnougrische gesellt.

Zwar verschmähen auch die Angelsachsen die elegant verbindenden Präpositionen, aber sie lassen den Einzelworten meist ihr Eigenleben, durch den Sicherheitsabstand eines Leerzeichens. Das Verschmelzen ist bei ihnen ein seltenes Privileg, und sie lassen sich damit Zeit: Aus der „home page“ wurde zögerlich die „home-page“ und erst viel später die „homepage“. Aber auch im Englischen hieß es sofort: Coronavirus. Die Slawen belassen es geschrieben in zwei Teilen, aber davon abgesehen steht Europa bei dieser Infektion sprachlich zusammen.

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