Zu Hause in der falschen Straße: Minutennovellen von Helwig Brunner

Stets gut für Überraschungen: Helwig Brunners literarische Kabinettstückchen.

Ein Buch, ein Buch! Ein Buch nach meinem Gusto. Ja, ja, ich weiß, Gusto ist nicht gleich Geschmack, aber Geschmack ist wandelbar, Gusto ist ehern. Mit ihm lebt man, mit Geschmack kann man sterben allenfalls. Und was ist nach meinem Gusto? Keine endlose wie vergebliche Sinnklauberei, keine infantile Ich-sage-euch-Haltung (ach was, von wegen Haltung, das ist doch nur ein messianisches Ich-sage-euch-Getue von Kindsköpfen), keine langwierige, füllselgefütterte Marathonerzählerei.

Der 1967 in Istanbul geborene und in Graz lebende Helwig Brunner hat es, oh Wohltat, mit der Kürze (bei uns ungewohnt, man ist schließlich mit rundum bewunderten Schwarten aufgewachsen), noch wichtiger, mit präziser Kürze, man denkt an so manchen Romanen oder Angelsachsen eher denn an Deutschiges, die in stetem Fluss gehaltene Sprache stets auf der Höhe des, na sagen wir einfach, des Falles (Die Welt ist alles, was der Fall ist, capito? Kennt man doch von irgendwoher, oder?).

Helwig Brunner, Mitherausgeber der Grazer Literaturzeitschrift „Lichtungen“, ein Mann vom Humor. Nein, nein, nicht der laute Humor der deutschen Lande und Bücher, Brunners Humor schimmert vornehm matt, aber er schimmert, hier wird nicht auf die Tube gedrückt. Humor in seiner edelsten Form, nämlich in der einer überraschenden Volte oder Pointe, die das Vorangegangene ins Abseits führt, wenn nicht gar ins Absurde. Der Schalk nimmt die uns allgemein verbindenden Alltäglichkeiten per Brennglas vors Auge, findet die Abnormität oder das Anormale in der Normalität. Kein leichtes Unterfangen, bedenkt man, wie tief der Alltag mit seinen uns eingebrannten Gewohnheiten in unser Leben greift.

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