Wir brauchen das Tele-Learning jetzt – und dennoch: Es ist eine Krücke. Nicht Nerds, sondern gemeinschaftsfähige Menschen sind das Ziel.
Die Schulverwaltung ist, mehr noch als andere Einrichtungen, mit einer völlig ungewohnten Situation konfrontiert. Es gibt keine Erfahrungen, auf die man zurückgreifen kann. Jahrhundertelang wurde das Schulwesen ausgebaut. Nun muss man es schließen. Das Ministerium, die Bildungsdirektionen, die Pädagoginnen und Pädagogen reagieren besonnen. Wann wird der normale Schulbetrieb wieder beginnen? Nur Scharlatane haben darauf eine Antwort. Leider geben sie die auch: Der normale Unterricht sei hoffnungslos überlebt, der Bildschirm ein effizienterer Erzieher, und lernen könne man auch, ohne ein Schulgebäude zu betreten: Teilwahrheiten werden zum Mantra. Wahr ist: Das E-Learning, wie man es jetzt empfiehlt, ist eine Krücke.
Man braucht sie jetzt. Dennoch kann das Wohnzimmer keine Schulklasse ersetzen. Die Gemeinschaft der Schule ist und bleibt unverzichtbar. Wo begegnen einander Kinder aus verschiedenen Familien? Wo lernen Kinder die Erfahrungen anderer, auch Fremdes, kennen, wenn nicht im Vertrauensraum der Schule? Wo lernen junge Menschen die Durchsetzung eigener Vorstellungen genau so wie eine Rücksichtnahme auf Mitschüler, den Verzicht auf Egoismus? Wo begegnen einander Alt und Jung, wenn nicht in der Schule?