Das Modell des „straßenwaschenden Juden“ auf meinem Schreibtisch gemahnt an die Zeit, als sich Zilk und „Krone“ wegen des Mahnmals stritten.
„Könntest du nicht die viele Zeit nützen und ein biiiisschen aufräumen?“ Das „i“ aus dem Mund der geliebten Frau klang lang und vorwurfsvoll. Eine Gegenfrage empfahl sich: „Wo denn?“ „Schau doch auf den Arbeitstisch, biiiitte!“
Wieder das lange „i“. Natürlich hatte die Ehefrau recht. Andenken standen da: Eine Ansichtskarte mit dem Stempel der österreichischen Post in Jerusalem, ein Geschenk von Teddy Kollek; ein bunter Splitter aus der Berliner Mauer; ein Teddybär und dann, hinter dem Gipfelfoto von der Marmolata, eine kleine Bronzeplastik: das Modell des straßenwaschenden Juden. Alfred Hrdlicka hatte es mir geschenkt. Jahrelang habe ich die gebückte Figur versteckt, zu vorwurfsvoll erschien sie mir.