Der chinesische Schriftsteller Han Dong war sechzig Tage lang in einem Hotelzimmer in Hubei isoliert.
Schriftsteller erleben die Coronakrise

Mit welchem Recht gehen sie nach draußen?

Am Hoteleingang zeigten sich Passanten, manche trugen nicht einmal Mundschutz. Verstehen sie die Regeln nicht? Da wurde mir bewusst, wie verdreht ich wegen der Sperre schon geworden war.

Ich war noch nie auf solche Weise mit einem Menschen zusammen, 24 Stunden am Tag, keine einzige Sekunde von ihm abgewandt, ununterbrochene sechzig Tage lang, und zwar eingesperrt in einem Zimmer mit weniger als dreißig Quadratmetern, wenn man das Bad nicht mitrechnet. Am 21. Januar waren meine Frau und ich zu einem Verwandtenbesuch in die Provinz Hubei gefahren. Kurz darauf wurden alle Ortschaften der Provinz wegen der Epidemie abgeriegelt. Und auf der Stelle wurden wir in unserem Hotelzimmer isoliert.

Der Buddhismus spricht von acht Leiden, von denen eines darin besteht, dass Menschen miteinander leben müssen, die sich hassen. Ob es sich beim eigenen Fall um ein solches Leiden handelt, zeigt sich erst im Nachhinein. Wenn ein Ehepaar normalerweise miteinander streitet, kann der eine oder die andere einfach die Tür hinter sich zumachen oder höflich sagen: „Ich möchte allein sein, lass mich bitte in Ruhe.“ Aber jetzt gibt es solche Möglichkeiten nicht. Vor der Tür stehen Leute mit einer Tuchbinde am Ärmel, die aufpassen, dass niemand seinen Ort verlässt.

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