Schüler-TV

„Kurz und knackig“: Noch mehr Unterricht auf ORF 1

ORF - 'PROGRAMM 2019/2020': TOTZAUER
ORF - 'PROGRAMM 2019/2020': TOTZAUERHERBERT NEUBAUER / APA / picture
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Der jüngere ORF-Kanal weitet nach Ostern sein Angebot für Schüler aus. Der „Dok.1"-Abend übersiedelt auf Mittwoch, ein geplantes News-Magazin liegt auf Eis.

Fernsehen ist derzeit eine der wenigen Tätigkeiten, die man erlaubter Weise, durchaus auch exzessiv und jedenfalls gefahrlos betreiben kann. Und zwar in jeder Altersgruppe. Für eine davon – die Schüler – hat sich ORF 1 in Kooperation mit dem Unterrichtsministerium etwas Neues überlegt, nachdem klar wurde, dass der Regelunterricht auch nach Ostern nicht anlaufen wird.

„Wir starten im Vormittagsprogramm von 10 bis 11 Uhr ein Schüler-Fernsehen“, erzählt Senderchefin Lisa Totzauer. „Das wird nicht 50 Minuten Mathe oder 50 Minuten Geschichte, sondern es gibt jede Woche ein Thema, mit dem man sich fächerübergreifend befasst.“ Los geht's am Mittwoch nach den Ferien mit dem Thema Wald. Jede Woche wird eine andere Partnerschule Beiträge für eine tägliche Unterrichtsstunde gestalten, die im Rahmen der „ORF 1 Freistunde“ läuft.

Schüler-Fernsehen von 9 bis 12.43 Uhr

Als erstes ist die NMS Rapottenstein an der Reihe. Die Schüler werden dabei ihre Schule vorstellen, die Lehrer gestalten mit Unterstützung von ORF 1 „kurze, knackige Einheiten“ zum Thema – Videos von 5 bis sieben Minuten Länge, in denen sie den Lernstoff spannend vermitteln sollen. ORF 1 moderiert die Übergänge und steuert eigenproduzierte Beiträge und Erklärstücke bei. Insgesamt verlängert sich damit die neue ORF-1-Programmleiste, zu der u. a. auch die Kinder-Nachrichten „ZiB Zack“ gehören, auf die Zeit von 9 bis 12.43 Uhr. Totzauer will damit Eltern unter die Arme greifen und Schülern kurzweilig Wissen vermitteln. Dafür fliegen US-Serien und Sitcoms hinaus.

Die Mitte März gestartete „Freistunde“ kommt bei der Zielgruppe gut an: „Mit dem Schüler-TV erreichen wir 33 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der 10- bis 16-Jährigen“, sagt Totzauer, die ORF 1 vor einem Jahr eine Verjüngungskur verordnet und einige neue Sendungen ausprobiert hat. Nicht alle mit Erfolg. „Fernsehen ist immer bis zu einem gewissen Grad Trial and Error. Da ist es im Fernseh-Business ganz normal, dass nicht alles gleich aufgeht.“ Die Feuerwehrshow „Feuer und Flamme“ etwa ist mit einem Marktanteil von nur sechs Prozent verpufft.

News-Magazin „durch das Virus aufgehalten"

Zufrieden ist Totzauer mit ihren Innovationen „Dok.1“, „Talk.1“ und der nachfolgenden Late-Night-Show von Peter Klien, „Gute Nacht Österreich“. Die drei Sendungen werden ab 15. April von Donnerstag auf den Mittwoch übersiedeln. Ein anderes Format, das in den „Dok.1“-Abend eingebunden wird, liegt derzeit auf Eis: „Das neue News-Magazin kommt erst, wenn wir mit den Kameras wieder raus dürfen“, sagt Totzauer: „Wir sind im Entwicklungsprozess durch das Virus aufgehalten worden."

Kein Fußball, keine „Dancing Stars“

Insgesamt seien die Quoten von ORF 1 „leicht rückläufig“, sagt Totzauer. Von 2018 auf 2019 sank der Marktanteil des Senders um einen Prozentpunkt auf 9,1 Prozent. Und während ORF 2 in Zeiten von Corona Rekordwerte einfährt, rutschte ORF 1 im März auf 7,1 Prozent. „Der Vergleich zu 2019 ist schwierig, denn wir hatten die Bundesliga, die Champions League und eine nordische Schi-WM – allein durch den Wegfall solcher Events ist es logisch, dass die Quote sinkt. Heuer fallen die Fußball-EM und die Olympische Spiele aus, ,Dancing Stars‘ ist auf Herbst verschoben.“ Und noch etwas gibt sie zu bedenken: ORF 1 zielt auf die Jüngeren ab, die Zielgruppe sei also von vornherein deutlich kleiner als jene von ORF 2.

Statt von Quoten spricht Totzauer lieber vom ORF als „Dienstleister an der Bevölkerung“. Das Informationsbedürfnis sei in Zeiten wie diesen „selbstverständlich enorm hoch“. In allen Altersgruppen. Aber es gebe auch noch andere Bedürfnisse – nach Unterhaltung, Normalität, Lachen. „Die Menschen brauchen auch ein Angebot, um abzuschalten.“ Für Zerstreuung in Zeiten von Corona sollen ORF-1-Neuerungen sorgen wie die „Kabarett-WG“, die Video-Audienzen von „Kaiser“ Robert Palfrader („Eine Krone gegen Corona“ am 17. und 24. 4.) oder „Der kleine Song Contest“ (am 14., 16. und 18. April), bei dem Sänger und Songs des abgesagten Wettsingens vorgestellt und bewertet werden. „So viele Künstlerinnen und Künstler aus Europa haben sich gefreut und auf den Auftritt hin gefiebert. Wir geben ihnen eine Plattform – und bemühen uns, das Bedürfnis nach Unterhaltung und ein bisschen Normalität zu erfüllen.“

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