Shitstorm

Eine Influencerin als "Covidiotin"

(c) Getty Images for Michael Kors (Lawrence Busacca)
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Die US-amerikanische Influencerin Arielle Charnas reiste trotz Coronaerkrankung in die Hamptons und löste damit einen Shitstorm aus, der auch das Ungleichgewicht zwischen arm und reich deutlich macht.

Influencer haben es in der Coronakrise auch nicht leicht. Glamouröse Bilder von Fashion Weeks und teuren Urlauben fallen weg, was bleibt ist der Alltag in den eigenen vier Wänden. Wie will man da noch inspirieren, unterhalten und influencen?

Schon Oliver Pocher vertrieb sich die Zeit in der Quarantäne damit, Influencer an den Pranger zu stellen, die trotz Krise weiter ihre Abnehm-Tees und Gesichtsmasken anpriesen.

In den USA ist nun ein Shitstorm gegen Influencerin Arielle Charnas in Gange, die nun zum Aushängeschild der "Covidioten" erklärt wurde.

Doch was war passiert? Die 32-jährige New Yorkerin, die einen Modeblog namens "Something Navy" führt und auf Instagram 1,3 Millionen Abonnenten hat, berichtete bereits vor Wochen von auffälligen Symptomen. Durch ihre Beziehungen - sie taggte auf Instagram einen befreundeten Arzt - gelang es ihr, an einen der begehrten und raren Tests zu kommen.

Charnas dokumentierte in alter Instagram-Manier natürlich alles, was ihr schon die erste Kritik einbrachte. Das Instagram-Korrektiv @dietprada kritisierte damals schon, wie die Influencerin ihr Privileg öffentlich zur Schau stellte, während so viele Menschen trotz Symptome keinen Zugang zu den Test haben. Die 32-Jährige wurde übrigens positiv auf das Coronavirus getestet.

Danach folgte der zweite Fehler von Charnas. Sie begab sich zwar in Selbstisolation, jedoch fuhr sie von New York zu ihrem Zweitwohnsitz. Dabei hatte der New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo zuvor die wohlhabenden New Yorker dazu angehalten, nicht in ihre ländlichen Ferienhäuser zu fahren, um dort das Virus nicht weiterzugeben. Außerdem sei die medizinische Versorgung auf dem Land nicht so gut und die wenigen Lebensmittelgeschäfte würden mit dem Andrang aus der Großstadt nicht fertigt, so Cuomo.

Charnas begab sich acht Tage nach der Diagnose trotzdem in die Hamptons, und zwar mit Mann, Kindern und Nanny. Beide Erwachsene hätten in der Zwischenzeit ebenfalls Symptome aufgewiesen und so habe man beschlossen, gemeinsam die Quarantäne zu verbringen, so die Influencerin später als Rechtfertigung.

Wütende Kommentaren unter den Posts, die die "frische Luft" preisen oder ihren hübschen Jogginganzug präsentieren, waren die Folge. Realitätsfern sei Charnas, außerdem zeige es die tiefe Kluft zwischen der privilegierten Welt der Influencerin und jener ihrer Follower, die Ungleichheit in finanzieller und gesellschaftlicher Hinsicht. Sie habe kein Gespür und wisse nicht, was in einer Krise angebracht sei, so die Kritik.

Charnas tut indes auf Instagram Buße. Sie entschuldigte sich für ihr Verhalten, erklärte aber, dass ihre Ärzte die Fahrt in die Hamptons genehmigt hätten. Außerdem berichtet sie von Morddrohungen an ihrer Familie.

Ob der Shitstorm der Influencerin schadet, wird sich erst zeigen. Nordstrom kündigte bereits an, in Zukunft nicht mehr mit der 32-Jährigen arbeiten zu wollen.

(chrile )

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