Gegengift

Einen Meter Abstand? Drei? Oder doch zehn Einkaufswagen lang?

Alle, die nicht Allernächste sind, hält man nun vornehm etwas fern.

Bei Tigern ist klar: Zehn Meter sind in freier Natur das Minimum an Intimzone. Wer näher an sie herankommt, wird garantiert angegriffen, behaupten erfahrene Jäger. In unseren Breiten ist solch eine Attacke eher die Ausnahme. Trotzdem interessiert derzeit die besonders besorgten Weltbürger das Thema Distanz beinahe so brennend wie der Erwerb von Toilettenpapier oder die korrekte Adjustierung von Schutzmasken.

Unter dem Regime von Coronaviren gilt zwar noch immer die versöhnliche Empfehlung „Liebe deinen Nächsten!“, doch ein Mindestabstand zu mehr oder weniger favorisierten Menschen ist dringend zu empfehlen. Wie weit also muss man entfernt sein, um den Sinn des lateinischen Verbs „distare“, auseinanderliegen, zu erfüllen? Der Supermarkt in der Nähe der Werkshallen des Gegengifts gebietet die Länge des Einkaufswagens als kleinstes Maß aller Dinge. Das wird verlässlich an der Kasse außer Kraft gesetzt. Im Kaufrausch vor Ostern bin ich zum Beispiel vom Kunden vor mir darauf aufmerksam gemacht worden, nicht einen Meter, sondern nur 93 Zentimeter hinter ihm in der Schlange zu stehen. Wir diskutierten dann noch rege darüber, ob die Bodenfliesen 25, 28 oder 30 Zentimeter lang seien.

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