Der Schriftsteller und Journalist Sasha Filipenko spricht über seine Begeisterung für Akten und seine Recherchearbeit in russischen und Schweizer Archiven. Er blickt skeptisch auf die Siegesrhetorik des Kreml 75 Jahre nach Weltkriegsende und erzählt von seinen Erfahrungen mit der Zensur, als er noch Gagschreiber für das russische Fernsehen war.
Die Presse: Ihnen ist etwas gelungen, was nicht viele auf Russisch schreibende Autoren schaffen. Ihre Bücher werden in viele Sprachen übersetzt. Auf Deutsch erschien gerade „Rote Kreuze“. Rechneten Sie mit diesem Erfolg?
Sasha Filipenko: Ich habe natürlich immer davon geträumt, es aber nicht erwartet. Man glaubt schon, dass das einmal passieren muss. Aber wenn der Erfolg eintritt, ist es unglaublich. Ich fühle überhaupt keine Freude. Mit dem Kopf verstehe ich, dass etwas Wichtiges passiert. Ich versuche, dem Kopf zu befehlen, dass er sich freuen soll.