Geschichte

Die historischen Gründe für Oktoberfest-Absagen

Die Statue der Bavaria mit Ruhmeshalle am Rande der Theresienwiese.
Die Statue der Bavaria mit Ruhmeshalle am Rande der Theresienwiese.APA/AFP/CHRISTOF STACHE
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In Kriegszeiten und auch mehrmals wegen Seuchen musste das Oktoberfest in München schon ausfallen. Das Coronavirus ist Grund für die erste Absage seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Ein Herbst ohne Oktoberfest in München? Kaum denkbar, 2020 dennoch Realität. Den Grund dafür muss man in Zeiten wie diesen nicht lange erklären: Enge Festzelte, Menschenmassen aus der ganzen Welt, kaum Platz für Hygiene-Maßnahmen - ein Paradies für die Verbreitung des Coronavirus. Absagen dieses großen Volksfestes gab es historisch schon öfters - aber seit mehr als 70 Jahren ist es die erste.

Das allererste Oktoberfest fand im Jahr 1810 statt. Anlass war die Hochzeit des Kronprinzen Ludwig mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Und schon das vierte Oktoberfest musste abgesagt werden - die Kämpfe gegen Napoleon waren der Grund dafür.

Weil die Cholera tobte, fiel das Fest 1854 und 1873 aus. Die bakteriell ausgelöste Krankheit fand 1854 auf einer großen Industrieausstellung den Weg in die bayerische Hauptstadt und machte ein großes Volksfest unmöglich. Tragisch endete die Epidemie für Königin Therese - jene Therese, deren Hochzeit der Beginn der Oktoberfest-Tradition darstellt und nach der der Austragungsort benannt ist (Theresienwiese). Die Königin infizierte sich bei einem Dankgottesdienst zum scheinbaren Ende der Seuche selbst mit Cholera und starb wenige Tage später.

Ein Krieg verhinderte auch 1866 und 1870 ein Fest. Zuerst stand Bayern im Deutschen Krieg Österreich bei, vier Jahre später ist es der Deutsch-Französische Krieg, der das Oktoberfest unmöglich machte.

Weltkriege und Terrorismus

Im 20. Jahrhundert waren es die Weltkriege, während denen kein Oktoberfest stattfinden konnte. 1914-1918 pausiert die Wies'n. Schon im Jahr danach gab es wieder Herbstfeste, die die Tradition auf kleinerem Niveau wieder aufgriffen. Die Hyperinflation verhinderte 1923 und 1924 das traditionsreiche Fest, ehe dann der Zweite Weltkrieg die bisher jüngste Pause besiegelte: 1939-1945 gab es auf der Theresienwiese nichts zu feiern. In den Nachkriegsjahren folgen kleinere Feste, ehe das Oktoberfest in den 1950er-Jahren wieder zu alter Pracht heranwuchs - bis zur Coronavirus-Pause im Jahr 2020.

Auch in jüngerer Vergangenheit stand das Fest übrigens schon zwei Mal vor einer Absage: 2001 nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York und 2016 nach dem Attentat beim Olympia-Einkaufszentrum in München und mehreren islamistischen Anschlägen in ganz Europa. Damals verstärkte man die Sicherheitsvorkehrungen und öffnete dennoch die Festzelte.

(Red.)

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