Luftfahrt

AUA soll um ein Viertel schrumpfen

++ HANDOUT ++ CORONAVIRUS - AUSTRIAN AIRLINES-FLUGZEUGE AM FLUGHAFEN WIEN GEPARKT
++ HANDOUT ++ CORONAVIRUS - AUSTRIAN AIRLINES-FLUGZEUGE AM FLUGHAFEN WIEN GEPARKTAPA/AUSTRIAN AIRLINES
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Die Fluglinie will die Zahl ihrer Flugzeuge um 25 Prozent senken. Bei den Mitarbeitern soll diese Reduktion mittels Teilzeit und Gehaltsverzicht umgesetzt werden.

Wien. Die AUA werde nach der Krise anders aussehen als zuvor. Diese Aussage hört man bei der zur Lufthansa gehörenden Fluglinie seit Beginn der Coronakrise. Was das genau bedeutet, wurde aber nicht gesagt. Am Dienstag gab die AUA nun erstmals eine Konkretisierung für ihren Plan für den „Neustart nach der Coronakrise“ bekannt. Demnach soll die Flotte gegenüber dem aktuellen Stand um rund 20 Flugzeuge oder 25 Prozent reduziert werden. Da es sich bei den ausgemusterten Flugzeugen vor allem um ältere und kleinere Flugzeuge handelt, würden die künftig rund 60 Flugzeuge eine Verringerung der Kapazität um 20 Prozent bedeuten, so die AUA in einer Aussendung.

Grund für diese dauerhafte Senkung der Kapazitäten sind die pessimistischen Geschäftserwartungen. Demnach wird für heuer lediglich eine Nachfrage von 25 bis 50 Prozent erwartet. Und auch zu Ende des Jahres 2021 werde sich die Luftfahrt auf maximal 75 Prozent des Vorkrisenniveaus erholt haben. „Es bleibt uns erstmal keine andere Wahl, als uns an den etwas kleineren Markt anzupassen“, so AUA-Chef Alexis von Hoensbroech laut Aussendung.

„Kreative Lösungen“ für Mitarbeiter

Konkret legt die AUA sieben Mittelstreckenflugzeuge (Airbus A319) und drei Langstreckenflugzeuge (Boeing 767) still. Diese kommen zusätzlich zu der bereits im Vorjahr angekündigten Ausflottung der 18 Dash-Propellerflugzeuge. Im Gegenzug erhöht sich jedoch der Bestand an Airbus A320-Maschinen leicht. Die Flottenreduktion wird dabei naturgemäß auch Einfluss auf die Mitarbeiter haben. Denn laut einer Faustformel steht ein Flugzeug für 80 bis 120 AUA-Mitarbeiter.

Wie diese Reduktion umgesetzt wird, darüber wird – wie berichtet – derzeit intensiv mit dem Betriebsrat verhandelt. Man wolle so viele Arbeitsplätze wie möglich erhalten, erklärte die AUA in ihrer Aussendung am Dienstag erneut. Im Interview mit der „Presse“ sprach von Hoensbroech zuletzt von „kreativen Lösungen“, die gefunden werden sollen. Dabei dürfte es sich vor allem um Teilzeitmodelle handeln. Aber auch eine auf mehrere Jahre verlängerte – und vom Staat unterstützte – Kurzarbeit ist ein Ziel. Das hätte für die Fluglinie vor allem beim fliegenden Personal auch den Vorteil, dass sie sich später nicht um die oft aufwendige Wiederaufnahme von Piloten und Flugbegleitern kümmern muss. Hilfreich für die AUA ist dabei, dass knapp 110 von der Lufthansa „verborgte“ Piloten demnächst planmäßig wieder zur Mutter zurückwechseln.

Allerdings dürfte es mit einer Arbeitszeitreduktion allein nicht das Auslangen finden. So gilt zumindest ein teilweiser Jobabbau als wahrscheinlich. Und auch jene unter den derzeit 7000-AUA-Mitarbeiter, die ihren Job behalten, dürften künftig auf einen Teil ihres Gehalts verzichten müssen. Das sei notwendig, damit die AUA angesichts der eingeschränkten Geschäftsaussichten wieder in die Gewinnzone komme und auch die Corona-Hilfen zurückzahlen kann.

Denn die zweiten Verhandlungen finden zur Zeit gerade mit dem Staat statt. Die Gespräche erfolgen dabei auf zwei Ebenen. Einerseits spricht die Regierung mit dem Mutterkonzern Lufthansa über eine mögliche Standortgarantie im Gegenzug für staatliche Hilfe. Hier wird vor allem der Erhalt der Langstrecken eine Rolle spielen. Zweitens verhandelt das AUA-Management mit der Finanzierungsagentur für die Coronahilfen – Cofag – über die konkreten Maßnahmen. Im Mittelpunkt stehen dabei Garantien für Kredite, aber auch nicht-zurückzahlbare Zuschüsse stehen im Raum.

Wie hoch der Finanzbedarf hier am Ende sein wird, hängt stark von der Entwicklung in der Luftfahrt ab. Die AUA will aber einen Rahmen für den Worst-Case haben, damit sie kein zweites Mal in Verhandlungen treten muss. Dabei dürfte es sich um gut 800 Mio. Euro handeln.

Über 100 Mio. Euro Verlust heuer

Zurückgezahlt werden müssen die Überbrückungs-Kredite innerhalb von fünf Jahren. Für die AUA kein leichtes Unterfangen. So soll es heuer einen Verlust im dreistelligen Millionenbereich geben und eine Rückkehr in die Gewinnzone erst 2022 oder 2023 erfolgen. Ob die Lufthansa, die selbst Staatshilfe braucht, Mittel locker macht, ist fraglich. Sie hat seit ihrem Einstieg 340 Mio. Euro in die AUA eingebracht. Dividenden sind bisher aber noch keine zurückgeflossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2020)

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