Coronavirus

Jobverlust trifft bei Frauen eher höherqualifizierte

(c) imago images/photothek (Thomas Trutschel/photothek via w)
  • Drucken

Bisher haben durch das Coronavirus zwar mehr Männer als Frauen den Job verloren, Frauen tragen jedoch mehr von der Belastung durch zusätzliche Betreuungspflichten, so eine aktuelle Wifo-Studie.

Im Zuge der vom Virus Covid-19 ausgelösten Pandemie haben zwar bisher mehr Männer als Frauen den Job verloren, aber der Beschäftigungsrückgang konzentriert sich auf typische Frauenberufe - und Frauen tragen mehr von der Belastung durch zusätzliche Betreuungspflichten, heißt es in einer aktuellen Wifo-Studie. Bei Frauen waren eher höher Qualifizierte betroffen, bei Männern eher Geringqualifizierte.

Während die Krise 2008/09 vor allem den stark männerdominierten Produktionssektor betraf, gibt es aktuell am Arbeitsmarkt in fast allen Wirtschaftsbereichen negative Auswirkungen. "Die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus trafen insbesondere die frauendominierten Dienstleistungsbranchen hart" schreiben die Wifo-Ökonominnen Julia Bock-Schappelwein, Christine Mayrhuber und Ulrike Famira-Mühlberger in dem am Mittwoch veröffentlichten WIFO Research Brief "COVID-19: Ökonomische Effekte auf Frauen".

Auffallend ist laut Wifo, dass der Beschäftigungsrückgang bei Frauen auf wenige Branchen konzentriert ist, vor allem auf Beherbergung und Gaststätten, sowie im Tourismus und den persönlichen Dienstleistungen. Bei Männern verteilt sich der Jobrückgang hingegen auf deutlich mehr Branchen.

Während sich der Arbeitslosigkeitsanstieg bei Männern etwas stärker auf Geringqualifizierte konzentriert, sind bei Frauen eher höher Qualifizierte ab Matura betroffen. In Summe stieg die Arbeitslosenquote der Männer um 5,3 Prozentpunkte auf 13,0 Prozent, jene der Frauen um 4,4 Prozentpunkte auf 11,5 Prozent.

Mehrarbeit durch Kinderbetreuung und Heimunterricht

Noch nicht wirklich quantifizierbar seien die Veränderungen im Zusammenleben durch die Coronakrise. "Die abrupte Schließung der Betreuungs- und Bildungsinstitutionen ab Mitte März bedeutet für Frauen tendenziell eine Mehrarbeit durch Kinderbetreuung und Heimunterricht", wobei diese Aufgaben schon zuvor ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt waren, so das Wifo. Es werde sich erst zeigen, welche Folgen das Homeoffice auf die Verteilung der Sorgearbeit haben wird. Möglich sei, dass Männer die in Zeiten des Homeoffice übernommenen Pflichten auf Dauer weiterführen - aber auch, dass "der hohe Teilzeitanteil der Frauen eine Zementierung der Geschlechternormen nach sich zieht".

Die Wifo-Forscherinnen sehen aktuell die rasche Öffnung von Kinderbetreuung und Schulen und mittelfristig den Ausbau der Betreuungsinfrastruktur als zentrale Voraussetzung für "eine Weiterentwicklung der Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt" aber auch für die Chancengleichheit der Kinder. Öffentlich finanzierte Betreuungs- bzw. Bildungseinrichtungen verbessern für Haushalte im unteren Einkommensdrittel die Wohlfahrt um rund ein Viertel (26,6 %), wie eine bald erscheinende Studie zeige.

Langfristig gesehen droht laut Wifo-Studie, dass die Einkommenslücken selbstständig erwerbstätiger Frauen, nicht nur gegenüber den Männern, sondern auch gegenüber den unselbstständig beschäftigten Frauen sich angesichts der aktuellen Entwicklung noch verstärken. Arbeitslosigkeit wirke sich für Frauen stärker als für Männer langfristig negativ auf das Einkommen aus, weil Frauen im Schnitt weniger Erwerbsjahre haben: Jedes fehlende Erwerbsjahr reduziert das Lebenseinkommen der Frauen daher stärker, als dies bei Männern der Fall ist, heißt es in der Studie.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.