Silvester: Der Stephansplatz soll böllerfrei werden

Silvester Stephansplatz soll boellerfrei
Silvester Stephansplatz soll boellerfrei(c) APA (Georg Hochmuth)
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Die Stadt Wien will den Heldenplatz zum Zentrum der Kracher machen und erstmals selbst ein Feuerwerk veranstalten. Darüber hinaus soll als zusätzliche Attraktion im Volksgarten ein Feuerwerk abgebrannt werden.

WIEN. Mitten im Hochsommer denkt die Stadt Wien bereits an den kommenden Winter. Genauer: an den Jahreswechsel 2010/11. Noch genauer: an den mittlerweile zur Tradition gewordenen Silvesterpfad in der Bundeshauptstadt. Mit einer Tradition soll diesmal gebrochen werden, so der feste Wille der Veranstalter. Das Feuerwerkskörper- und Böllerschießen rund um Mitternacht wollen die Veranstalter, die Wien-Marketing GmbH, vom für tausende Feiernde gefährlich engen Wiener Stephansplatz verbannen – und auf den wesentlich weitläufigeren Heldenplatz verlagern.

Darüber hinaus soll als zusätzliche Attraktion im Volksgarten, der umzäunt und daher für die Polizei leicht abzusperren ist, von einem Profiunternehmen ein Feuerwerk abgebrannt werden – was gleichfalls eine Premiere für Wien wäre. Derzeit laufen darüber noch letzte Gespräche zwischen der Stadt Wien und mehreren Magistratsabteilungen, Burghauptmannschaft und Polizei.

Um den Stephansplatz auch tatsächlich böllerfrei zu machen, soll eine Klassikbühne des Silvesterpfades sogar mit Stühlen genau dort aufgestellt werden, wo üblicherweise zu Silvester das Gedränge am größten ist – sehr zum Missfallen der Wiener Polizei. Entzündete Böller wurden Passanten da schon in Manteltaschen gesteckt, Flaschen und Raketen wahllos in die Menge geworfen.

Ein hoher Beamter der Wiener Polizei sagt zur „Presse“: „Die Stunde um den Jahreswechsel hat es auf dem Stephansplatz in sich. Es ist ein Riesenglück, dass Gott sei Dank da noch nie etwas Ernsthaftes passiert ist.“ Der Stadtpolizeikommandant des ersten Bezirkes, Brigadier Wilhelm Steiner, gilt auch als der eigentliche Betreiber dieser Änderung, die das ermöglichen könnte, was in den vergangenen Jahrzehnten völlig unmöglich war: die Pummerin, die das neue Jahr einläutet, direkt auf dem Stephansplatz auch tatsächlich hören zu können.

Dompfarrer Faber auf der Flucht

Dompfarrer Anton Faber, der Jahr für Jahr zu Silvester um die Unversehrtheit „seiner“ Kirche bangt und vor dem lauten Silvestertrubel lieber aus Wien flüchtet, soll von diesen Plänen hellauf begeistert sein. Im Gegensatz dazu scheint die Begeisterung bei der Betreibergesellschaft Kongresszentrum weniger groß zu sein. Dort fürchtet man um eine Beeinträchtigung des zum Jahreswechsel in der Hofburg stets stattfindenden Kaiserballs durch Kracher und Knaller auf dem Heldenplatz. Ein echtes Veto gegen die Silvesterpläne scheint aber nicht realistisch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2010)

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