Walk of Häme

Schulen sperrt man einfach auf

Die Schulen sperren bald wieder auf.
Die Schulen sperren bald wieder auf.imago images/wolterfoto
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Oder: Warum man analoge Institutionen nicht hochfährt und lieber nicht mitraucht.

Lockerungsübungen. Die macht gerade eine ganze Nation. Aber dabei wird nicht mit Halswirbeln geknackst, die Gliedmaßen gedehnt oder gar der ganze Körper ausgeschüttelt. Sondern wieder ausprobiert, wie es sich eigentlich so anfühlt, ohne bestimmtes Maß und Ziel vor die Tür zu gehen. Gut übrigens, danke der Nachfrage!

Sonst wird überall „hochgefahren“, das gesellschaftliche Leben, der Handel, der öffentliche Verkehr, auch bald die Bildungseinrichtungen. Wobei dieses Hochfahren, das sich als Bezeichnung eingebürgert hat, als wäre es das unstrittig genau passende Wort für das, was da gerade passiert, zum Beispiel bei Schulen ziemlich danebenliegt. Die sind nämlich durch und durch analoge Einrichtungen (das haben nicht nur die sehr unterschiedlichen Versuche des digitalen Unterrichts in der Phase des Home-Schoolings – auch so ein Begriff – gezeigt). Sehr analog im besten Sinne: Da gibt es Stockwerke, lange Gänge, viele Räume mit Schlüsseln dazu, große, kleine, in manchen kann man Sport machen oder essen oder einen Bunsenbrenner aktivieren, und es gibt sogar einen Schulwart, der darüber wacht, dass alles nur dann offen ist, wenn es auch benützt werden darf. Die sperrt man also wortwörtlich auf, die Schulen, wenn man das dann irgendwann auch tut. Hochfahren kann man Atomkraftwerke, Fließbandproduktionen oder Computer. Kinder und ihre Lehrpersonen nicht. Dort gilt: Türen auf, reingelaufen, hingesetzt, und los geht's.

Jüngst war auch zu lesen, dass die Körperhygiene unter dem zwangsweisen Zuhausebleiben leide. Laut einer Studie wurden während der Ausgangssperre deutlich weniger Shampoos, Deodorants und Cremes gekauft. Der Grund: Oft liege die Motivation für das Waschen im Außenauftritt, den im gleichen Haushalt lebenden Menschen vergönnt man diesen Service offenbar nicht.

Dabei spielt das Riechen beim Abstandhalten generell eine wichtige Rolle. Nimmt man fremde Körpergerüche wahr, ist man zu nahe, eine ganz einfache Regel. Nicht nur während Corona-Gate. Gerüche können auch Parfumwolken sein, die man sich nun mit Corona-Tröpfchen durchsetzt vorstellen muss. Und wie ist das eigentlich mit dem Passivrauchen in Corona-Zeiten? Inhaliert man mit dem fremden Zigarettenrauch auch noch das böse Virus? Die Studie dazu folgt sicher bald.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2020)

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