Gastkommentar

Das Multi­kommunikations­versagen der Regierung

Austrian Chancellor Kurz and Vice-Chancellor Kogler attend a news conference during the coronavirus disease (COVID-19) outbreak in Vienna
REUTERS
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Oder: wie man in Österreich eine Bevölkerung im Ausnahmezustand in sechs Zügen narrt.

Dass sich die Regierung zu Beginn einer drohenden Pandemie, bei unzureichendem Informationsstand – eine so noch nie da gewesene Situation – auf eine sichere Position zurückzieht und es vorzieht, strenger zu agieren, als sich später Nachlässigkeit vorwerfen zu lassen, ist nachvollziehbar. Selbst, wenn man eingewichtet, dass damit die größte Wirtschaftskrise der vergangenen Jahrzehnte sehenden Auges in Kauf genommen wurde. Geschenkt. Bei einer potenziellen Pandemie müssen Gesetze und Verordnungen schnell beschlossen und angewendet werden. Alleine auf freundliche Appelle und motivational speech zu setzen, wäre zu riskant. Dieser Text ist kein Plädoyer für eine Laissez-faire-Position, die ausschließlich auf Eigenverantwortung setzt, sondern eine Kritik, dass dieser Eigenverantwortung viele Möglichkeiten zur Entfaltung geraubt wurden.

In der Kommunikation wurden von der Regierung seit Beginn des Jahres schwere Fehler gemacht. Die Strategie bestand – und das war seit der ersten Pressekonferenz im März klar – darin, den Menschen möglichst genau vorzuschreiben, wie sie leben sollen und nicht darin, ihnen jene Grundlagen zu bieten, die Entscheidungen der Regierung auch zu verstehen, für sich zu akzeptieren und aus freien Stücken anzuwenden. Solidarität erfordert Freiwilligkeit. Es wäre eine Chance gewesen, Vertrauen in die Regierung aufzubauen, das nun erodiert und im Peak der Wirtschaftskrise vollständig verblasen sein wird.


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