Ausstellungen eröffnen wieder: Das Comeback der Fledermaus

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Ab heute, Mittwoch, kann man sich endlich „Unter Flaschen“ begeben: Die praktisch mit ihrer Eröffnung geschlossene Ausstellung der Angewandten im Heiligenkreuzer Hof ist endlich zu sehen. Dort kann man sich inhaltlich auch auf die Wiedereröffnung des Unteren Belvedere am Freitag einstimmen.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass gerade zwei Ausstellungen als Erstes aufsperren, bei denen es um Bars geht. Um legendäre Künstler-Bars und -Clubs der Avantgarde wohlgemerkt, was für ein sentimentaler Nachgeschmack, was für ein ernüchternder Vorgeschmack, wenn wir jetzt mit medizinischen Gesichtsmasken und in Ein-Meter-Abstand zu diversen Nachbarkörpern durch diese vergangenen Orte höchstmöglicher Sinnlichkeit schleichen. So stellen wir sie uns jedenfalls vor, zum Beispiel das „Chat Noir“ in Paris, Ende des 19. Jahrhunderts auch „Louvre von Montmartre“ genannt.

Mit ihm beginnt im Unteren Belvedere die Erzählung „Into the Night. Die Avantgarde im Nachtcafé“, eine extrem aufwendige, in Kooperation mit dem Londoner Barbican Center entstandene Ausstellung voller Period-Rooms, also nachempfundener Originalräume, die nur einen knappen Monat zu sehen war – bevor die Museen zusperrten. Kommenden Freitag, 15. Mai, wird sie als erste aller Museumsausstellungen wieder zugänglich sein, für gute zwei Wochen nur, dann müssen die Leihgaben retour.
Eine hat es zumindest nicht weit, die nachgebaute Bar des Kabaretts Fledermaus, nächtliches Herzstück der Secessionisten, des Wiens um 1900. In eineinhalb Jahren Arbeit wurde dieser 1945 zerbombte Ort Ecke Kärntner Straße/Johannesgasse auf der Angewandten unter Leitung der dortigen Archiv-Chefin Cosima Rainer nachempfunden, mit 2000 Künstler-Fliesen samt Bar und Spiegel. Eine komplexe Recherche steckt dahinter, gibt es doch außer einem Schwarzweiß-Foto praktisch keine Dokumentation dieses 1907 eröffneten dunkelbunten Orts, an dem Kokoschka mit einem Schattentheater seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte, wo die Wiesenthal-Schwestern tanzten, Diseusen mit Namen wie Mela Mars sangen und der Wiener-Werkstätte-Finanzier Fritz Wärndorfer mit Klimt und Hoffmann ein Gläschen Sherry (vielleicht) trank.

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