Reich werden in der Krise

Liegt es schon?

(c) Marin Goleminov
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Ängstlich sein, wenn alle gierig sind, gierig sein, wenn alle ängstlich sind – so kann man reich werden, heißt es. In der Praxis ist das aber gar nicht so einfach.

Noch im Februar zeigte der Fear&Greed-Indikator von CNN Money „extreme Gier“ an. Damals hatte sich das Coronavirus in China bereits ausgebreitet, Städte wurden geschlossen, Fabriken stillgelegt. Die Aktienkurse hatten sich seit Monaten nur nach oben bewegt. In dieser Phase kauften Anleger jedoch noch, als gäbe es kein Morgen. Mitte März lagen die Kurse nach einem der schnellsten Crashs der Geschichte darnieder, sie hatten mehr als ein Drittel verloren. Und der Fear&Greed-Indikator zeigte „extreme Furcht“ an. Kaum jemand wollte der Börsenweisheit Folge leisten, dass man kaufen solle, wenn „Blut auf der Straße“ ist. Oder dass man gierig sein solle, wenn alle anderen ängstlich sind, wie es Starinvestor Warren Buffett formuliert hat.

Kurse werden volatil bleiben

Lieber nahm man sich den Rat zu Herzen, nicht ins fallende Messer zu greifen, sondern zu warten, bis sich die Kurse stabilisiert hätten. Doch wann ist das? Das wisse man nicht, meint Jakob Frauenschuh von der Schoellerbank. Die Bank hat bereits im März die Aktiengewichtung in den Kundenportfolien von „Untergewichten“ auf eine neutrale Position hochgefahren. Und das, obwohl die Tiefstkurse vom März durchaus erneut getestet werden könnten, wie der Experte in einem Analysebrief ausführt. In den kommenden Monaten müssten Anleger mit weiteren Hiobsbotschaften von Unternehmen (sinkende Gewinne, gestrichene Dividenden) und dementsprechend hoher Volatilität rechnen.
Frauenschuh hat alle Bärenmärkte der vergangenen 70 Jahre verglichen. Von einem Bärenmarkt spricht man, wenn die Kurse um mehr als 20 Prozent nachgeben. Dabei zeigte sich: Je tiefer die Kurseinbrüche, desto länger dauert es, bis die Indizes wieder das Niveau vor Ausbruch des Bärenmarktes erreicht haben. Nimmt man den gegenwärtigen Bärenmarkt als beendet an, so würde es eineinhalb Jahre dauern, bis die Stände von Anfang 2020 wieder erreicht wären. Allerdings sei noch nicht ausgemacht, dass der Bärenmarkt schon zu Ende ist. Richtig billig sind Aktien nämlich noch nicht. Ein Indikator ist das Shiller-KGV, also das durchschnittliche inflationsbereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis der vergangenen zehn Jahre.  Dieses ist zwar von 34 auf 24 gefallen. Als Kaufsignal gilt erst ein Shiller-KGV von 16 (das ist der historische Mittelwert).

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