Antikörper-Test

2,3 Millionen Infizierte in Spanien

(c) APA/AFP/GABRIEL BOUYS
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Eine Studie an 60.000 Menschen aus allen Landesteilen zeigt: Es haben sich wohl zehnmal mehr Menschen mit dem Coronavirus angesteckt als gedacht.

Madrid. Schon seit Wochen warnen Experten, dass Spaniens offizielle Coronastatistik wenig über die tatsächliche Menge der Infizierten aussagt. Nun bestätigte eine landesweit repräsentative Studie des spanischen Gesundheitsministeriums den Verdacht: Es gibt rund zehnmal mehr Infizierte als durch die amtlichen Zahlen erfasst. Der Studie zufolge steckten sich im Königreich bisher rund 2,3 Millionen Menschen, etwa fünf Prozent der Bevölkerung, mit dem Virus an. Dieses Ergebnis ist laut Gesundheitsminister Salvador Illa glaubwürdig: „Die Studie ist solide.“

Für die Untersuchung, die in den nächsten Wochen noch ausgeweitet werden soll, wurden in den vergangenen Wochen mehr als 60.000 Menschen aus allen Landesteilen auf Corona-Antikörper getestet. Mit der flächendeckenden Forschungsarbeit soll das wahre Ausmaß der Epidemie in dem südeuropäischen Land ausgelotet werden. Spaniens offizielle Statistik hatte bisher vor allem jene schweren Krankheitsfälle erfasst, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Patienten, die nur leichte Symptome haben, was bei der Mehrzahl der Erkrankten der Fall ist, wurden nicht getestet und somit auch nicht mitgezählt – weil die Kapazitäten fehlten.

Krankenhäuser und Heime in Spanien wurden zu gefährlichen Infektionsherden. 20 Prozent der offiziell gemeldeten Erkrankten sind Angehörige des Gesundheitswesens. Laut der Immunitätsstudie gibt es bei der prozentualen Infektionsrate zudem erhebliche regionale Unterschiede: Im Ballungsraum Madrid, Spaniens schlimmstem Corona-Brennpunkt, infizierten sich der Untersuchung zufolge über elf Prozent der Bevölkerung. Die spanischen Urlaubsinseln im Mittelmeer und im Atlantik kamen vergleichsweise glimpflich davon. Auf Mallorca und den übrigen umliegenden Baleareninseln infizierten sich nur 2,4 Prozent der Einwohner.

Mehr Tote als angenommen

Klar ist nun, dass die bisher genannten 230.000 Krankheitsfälle nicht das wirkliche Ausmaß der Epidemie widerspiegeln – ebenso wenig wie die offizielle Angabe zu den Toten. Die Zahl von knapp 27.500 Toten erfasst nur jene, die in Krankenhäusern starben und deren Infektion per Test nachgewiesen wurde. Nicht mitgezählt wurden die Tausenden Toten, die mit Coronasymptomen in Spaniens Altenheimen oder zu Hause starben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2020)

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